In den Träumen laufe ich immer noch. Wenn ich aufwache, weiß ich weder, wohin ich gelaufen bin noch wo ich gerade stehengeblieben bin. Das liegt wahrscheinlich an der Bettlektüre.
Nach Swayambhu Purana (reine Legende, wäre wunderbar zu lesen zur guten Nacht, wenn nur die Namen nicht so unaussprechlich daherkämen!) waren die Vorgänger des "historischen" (sic!) Shakyamuni Gautama Buddha (शाक्यमुनी गौतम बुद्ध) sogenannte Adi Buddhas.
Der erste lebte im goldenen Zeitalter Satya Yuga, als die Menschen um die 80 000 Jahre alt wurden und hieß Vipaswi Tathagata - विपस्वी तथागत. Tathagata ist ein Ehrentitel für einen Buddha und meint "as they come in the same way they go". Also einer, der den Zyklus der Reinkarnation bereits verlassen hat, nicht wiedergeboren werden muss und entsprechend frei ist (zB von Begierde, Hass, Verblendung oder Leid). Vipaswi verließ diese Welt, nachdem er seine achtzig Tausend Jahre gelebt hatte.
Der zweite Buddha war Sikhi Tathagata - सिखी तथागत. Zu seiner Zeit lebten die Menschen nur noch 70 000 Jahre. Die Legende kündet, dass zu Sikhis Lebzeiten Shakyamuni Buddha (also unser Gautama) als Bodhisattva unter dem Namen Ksemakara - क्षेमाकर geboren wurde. Ein Bodhisattva ist einer, der zwar Erleuchtung anstrebt, aber auf den Eintritt ins Nirvana verzichtet, solange es noch leidende Wesen auf der Welt gibt. Als Sikhi einging in das Swayambhu Dharmadhatu (in die Sphäre oder Leere, die reine Essenz von Swayambhu) folgte ein langes Interregnum.
Der dritte Buddha erschien erst im zweiten Weltzeitalter, im Treta Yuga - त्रेता युग, und hieß Vishwabhu Tathagata - विश्वभू तथागत. Die Menschen wurden höchstens noch 60 000 Jahre alt.
Auch der vierte Buddha, Krakucchanda Tathagata - क्रकुच्छन्द तथागत kam erst nach einem längeren Intervall, aber noch im Treta Yuga. Die Menschen lebten nur noch 40 000 Jahre.
Der fünfte Buddha, Kanakamuni Tathagata folgte unverzüglich auf das Ableben des Krakucchanda, trotzdem lebten zu seiner Zeit die Menschen gerade noch 30 000 Jahre.
Der sechste Buddha erschien im dritten der vier Weltzeitalter, im Dvapara Yuga -द्वापर युग und hieß Kashyapa Tathagata - कश्यप तथागत. Die Menschen hatten eine Lebenserwartung von 20 000 Jahren.
Als Kashyapa die Welt verließ, ging auch Dvapara Yuga zu Ende und der siebte Buddha, Shakyamuni Gautama Buddha erschien, geboren im Königreich Kapilvastu (heute Lumbini) und das Weltzeitalter Kali Yuga begann.
Das sind nur die Namen. Die Legenden und Mythen hinter den Namen. deren Bedeutung für Nepal, das Kathmandu Valley und Swayambhu, kann ich vielleicht ein andermal referieren. Oder auch nicht. Denn es ist alles - wie könnte es anders sein - höchst verwirrlich und anstrengend! Die vier Yuga-Weltzeitalter, von denen in der Purana die Rede ist, folgen in absteigendem Zyklus aufeinander von spiritueller Reinheit (Satya Yuga) bis zur schwärzesten Verderbtheit (Kali Yuga). Darin befinden wir uns gegenwärtig. Wenn es zu Ende geht, fängt alles wieder von vorne an mit Satya. Das ist doch tröstlich!
Und: nach allem, was historisch zu Prinz Siddharta Gautama erforscht ist, war er nach seiner Erleuchtung als Buddha nie mehr im heutigen Nepal, weder im Valley noch im Wald. Weder in Swayambhu, noch in Panauti. Weder im Hiranyagiri Gandhamadan Parbat noch sonstwo. Er hat nie das Grab von Prinz Mahasattva besucht, noch den Namo Buddha Tempel, noch den Ort, wo der prächtige Panchal Palast einst stand. Das ist anderswo nicht anders. Winkelried und Tell sind auch Geschöpfe der Phantasie. Letzterer wäre ohne Schiller nie über die Schweizer Grenzen gekommen, ersterer ohne Słowacki.