Über die Zitierweise - the art of quotation - ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Wie diese Kunst ordentlich und guten Gewissens handwerklich auszuführen ist. Ich überarbeitete heute Vormittag, solange die Sonne schien und mir die Füße wohlig wärmte unter dem Schreibtisch, wohl zum tausendsten Mal mein Lieblingskapitel meines eigenen work in progress, wieder einmal, wie ich meine, zum allerletzten Mal, wieder einmal, wie mir scheint, endgültig. Ich stellte ungefähr jedes meiner eigenen Worte noch einmal prüfend auf den Kopf, bis ich das Chaos gebändigt und den Text in Fluss und Klang gebracht hatte. Zum Mittag zogen Wolken auf und es wurde schlagartig kalt wie in der Nacht. Ich legte mich mit meinem Dithmarscher Wintermantel und zwei Decken auf das Sofa im mittleren Stock, im mittleren Zimmer und las - to improve my poor english - das Buch, das W. mir kürzlich als Geschenk von der Autorin überbrachte. Sie war mit mir im September drei Tage lang von einem Tempel zum anderen gepilgert, beginnend am Affentempel in Kathmandu über Thimi, Bhaktapur, Banepa nach Panauti (das wenige Tage später durch die Regenmassen völlig verwüstet wurde) bis zum Na:ma Buddha Tempel. Dort, auf dem peace walk, nannten sie alle Lesley, auch ich. Nun heißt sie Louisa. Warum, kann hier nachgelesen werden.
Und ich ärgere mich über meine ultraverlangsamte Arbeitsweise und die Chuzpe dieser Louisa. Nicht nur, dass sie ihr Buch von hinten bis vorne spickt ist mit Zitaten, klugen Worten berühmter Zeitgenossen, seitenweise Auszügen aus der englischsprachigen Tagespresse Nepals, aus Facebook-threads (oder wie heißt das heutzutage?) und Whatsappgruppen, aus höchstpersönlichen Korrespondenzen mit Regierungsvertretern und Botschaftsmitarbeitern, allesamt mit Klarnamen schwarz auf weiß, Lesley alias Louisa hat auch überhaupt keine Scheu - und kein Lektor ist offenbar mit einem Machtwort eingeschritten - , ein verkürztes Cézanne-Zitat zum Titel ihres Erstlings ("first in an empowering series") zu machen!
Während ich dies schreibe, ist dreimal mein Computer abgestürzt. Ganz ohne Stromausfall auf dem Hill. Morgen früh tue ich Abbitte unter dem Laxmibaum.
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