19 Januar 2025

da sein

Es ist alles wieder wunderbar laut und staubig. Ich huste und bin heiser. Die Nachbarn scheinen das halbe Haus abzureißen, umzuschichten und wieder aufzubauen. Ich bin sehr früh wach, habe immer noch chinese standard time im Blut. Es ist frostig. Ich warte auf die Sonne und laufe zum Tempel. Dort ist es so warm, dass ich ab morgen mein Qigong barfuß auf den neuen Steinplatten absolvieren werden. Dann bin ich die Sorge los, ob ich mit klobigen Schuhen heiligen Boden betrete oder nicht. Vorher füttere ich den Kater. Nachher seine scheue stahläugige Zwillingsschwester. Und gegen Mittag eine dritte, auch stahläugige, auch sehr scheue und hungrige, aber deutlich dunkler Gemusterte. Wer Augen hat ... Wenn sie so geordnet hintereinander vor meinem Küchenfenster erscheinen, ist alles gut. Auf dem Weg zu meinem Gemüsestand bin ich zum ersten Mal hier oben auf dem Hill unsicher, wie und ob ich auf die andere Seite der Golfutar komme. 

Wie schnell mein Hirn sich an eine übersichtliche Ordnung im öffentlichen Raum gewöhnt hat! Dass China, Canton oder Guangzhou das Prädikat "ordentlich" verdient, hätte ich mir nicht träumen lassen!

Ich fragte mich die letzten Tage immer und immer wieder, was es denn heißt, oder bedeutet, wenn Menschen in einer Stadt gedankenlos geradeauslaufen oder geradeausfahren können. Und was es heißt, oder bedeutet, wenn sie bei jedem Schritt aufpassen, wohin sie treten, und jede Sekunde gewahr bleiben, ob sie nach rechts oder nach links ausweichen. Achtsamkeit wäre das Modewort. Aber die Mode passt nicht in diesen Urstrom.

Am frühen Nachmittag wird mein Karmaholzsideboard geliefert. Ich bin etwas erschrocken, wie groß und schwer es ist. Die Männer tragen es aber klaglos in den zweiten Stock. Es riecht noch streng nach Werkstatt. Wenn es ausgelüftet ist, werde ich darin mein gesamtes Handwerkszeug unterbringen.  

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