Frühlingsfest in China und andernorts. In Bhaktapur wurde schon vor zehn Tagen gefeiert, gerade als wir Guangzhou verließen. Die Japaner beginnen das Jahr traditionell am 1. Januar und ich bekomme von der japanischen Illustratorin meiner Hooger Nüsse immer rechtzeitig einen Neujahrsgruß, auch in diesem Jahr hatte ich bereits am 1.1. eine minimalistisch animierte hölzerne Schlange in meinem elektronischen Postfach. Das Jahr der Holz-Schlange beginnt aber eigentlich erst heute mit dem Neumond. Es ist mein dritter Neumond auf dem Hill. Und auch heute - ob Zufall oder Shivas Fügung lassen wir dahingestellt - läuft unser erstes, einmal verlängertes Visum in Nepal aus. Entgegen aller freundlichen Aussagen aller freundlichen neuen Freunde kann ein neues Visum erst beantragt werden, wenn das alte nicht mehr gültig ist. Also Morgen. Das ist so wie mit den riesigen AquaHundred-Pfandbottichen - ich bekomme einen vollen nur gegen einen leeren.
Auf dem nepalesischen Kalender BS ist heute der 16 Magh 2081. Public holiday im Dreierpack: Shahid Diwas, Madhav Narayan Mela (the end), Tribeni Mela. Bleiben wir beim ersten, wichtigsten: Shahid Diwas ist der Märtyrertag und PM Oli hat am Shahid Gate seinen Kranz niedergelegt, im Gedenken an die vier bekanntesten und die unzählig unbekannten Männer und Frauen, die erfolgreich oder erfolglos gegen das 105-jährige tyrannische (iron-fisted) Rana-Regime gekämpft, ihr Leben für die Nation hingegeben und dem Land den Weg in eine bessere Zukunft gewiesen hatten. Die 4 Hauptmärtyrer wurden 1941 von den Schlächtern der Ranas hingerichtet: Dharma Bhakta Mathema und Shukra Raj Shastri gehängt, Ganga Lal Shrestha und Dashrath Chand erschossen. 20 Jahre nach der Exekution wurde in Kathmandu das Shahid Gate mit den vier Statuen der Märtyrer, zwei zu beiden Seiten des Tores, so dass von beiden Richtungen jeweils einer zu sehen ist, von König Mahendra, dem Sohn und Nachfolger Tribhuvans auf dem Thron, eingeweiht. Oben auf dem Gate sitzt ab und an noch eine fünfte Statue, die von König Tribhuvan höchstselbst. Die wird je nach politischer Wetterlage immer mal wieder ins Palastmuseum umgesiedelt und dann wieder den Gaffern und dem Smog der Hauptstadt ausgesetzt. König Tribhuvan wurde als Fünfjähriger 1911 auf den Thron gehievt und war offiziell bis zu seinem frühen Tod am 13. März 1955 (in einer Klinik Zürich, an einem Herzinfarkt?) im Amt. Faktisch stand er als Kind unter der Fuchtel seiner Mutter und als Erwachsener unter der Fuchtel des Rana-Clans. Im Winter 1950/51 brach die Revolution aus, Tribhuvan floh kurzzeitig nach Indien, kehrte als konstitutioneller Monarch zurück und hatte nach der Absetzung oder Abdankung des letzten Rana-PMs nichts gegen eine demokratische Regierung. Er ist im kollektiven Gedächtnis offenbar ein Guter, vielleicht ist diese Einordnung auch der Gnade seines frühen Todes geschuldet. Jedenfalls ist nach ihm ist der internationale Flughafen in Kathmandu benannt, sowie die größte Universität und der erste Highway des Landes, das zweitälteste Fußballtournier - und die Stadt Tribhuvannagar, heute Teil der größten Submetropole Ghorahi in der Provinz Lumbini.
Die Shahids, die Märtyrer sind - wie manche behaupten, allgemein viel zu wenig bekannt. Deshalb soll man heute Kränze zu ihren kalten Füßen niederlegen und Reden halten und Gutes tun. Einer ist aber verewigt in the Metropolitan City of Kathmandu: Das Fußballstadion oder Nationalstadion - in dem seit unserer Ankunft schon denkwürdige Spiele stattfanden - trägt den Namen von Shahid Dashrath Chand.
Die Chinesischen Astrologen übrigens sagen, uns stehe ein Jahr voller Weisheit, Klugheit und Charme bevor.
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