Montag, März 31, 2025

Eid-al-Fitr

Wieder ein letzter Tag! Chaitra 18 Eid Ul Fitra ko Din Bida. Ende des Ramadans und feierliches Fastenbrechen. Public holiday in Nepal - das Land ist seit 2008 ein säkularer Staat. Also wird auch die Muslimische Community respektiert. Die Pro-Monarchisten, die am Freitag in der Metropolitan City randalierten, wollen nicht nur den alten König zurück, sondern auch den Hindu-Staat. Das Alleinstellungsmerkmal. Das einzige Hindu-Königreich der Welt. Sowie das Recht, Andersgläubige zu verfolgen und zu vertreiben. 

Ob wir foreigners heute unsere nepali-class haben oder nicht? Ja! Wir haben und lernen.

Sonntag, März 30, 2025

haraunu

Wir foreigners haben ein freies Wochenende für foreigners, sanibar (Samstag) ra (und) ayetabar (Sonntag) chuti (holiday). Frei von der Last täglicher Anstrengung. Immer wieder aufs Neue haraunu. Lost - not in translation, lost in languageUnser Lehrer hat mir kürzlich ganz ungewollt das Motto meines Lebens an die Tafel geschrieben: Mo kushima harako chu. Die Umschrift ist immer Glückssache, aber so habe ich es in mein Notizbuch übertragen. I am lost in happiness! Ich wollte auf seine Frage, wie es mir gehe, nur antworten, dass ich nach wie vor in der nepalesischen Sprache gänzlich verloren sei - um nur ein Beispiel anzuführen: hauraunu ist das Verb im Infinitiv, in der 1. Person Singular im Präsens wird es zu harako - aber trotzdem happy to be here. Er hat meine Aussage poetisch umgemünzt: ich bin im Glück verloren!

Samstag, März 29, 2025

rabble-rouser

Das ist auch so ein Wort, das vollkommen ungebeten in meinen Kopf eindringt. Rabble-rouser - der Aufwiegler, Aufhetzer, Einpeitscher. Die einen wiegeln auf, die andern ab. Und die Journalisten schweigen. Trauern um ihren Kollegen und fürchten nicht - nur hier - um ihre Sicherheit.

Am Himmel Neumond, der seinen Schatten auf ausgewählte Regionen der Erde wirft, zB auf das begehrte Grönland und Nordamerika, und dort eine partielle Sonnenfinsternis bewirkt. 

In Kathmandu ist davon nichts zu sehen. Hier wird der Schutt von gestern zusammengekehrt und noch mehr Staub aufgewirbelt, als eh schon in der aufgeheizten Luft liegt. Ich habe - für alle Fälle - unseren Trinkwasservorrat aufgestockt.

Freitag, März 28, 2025

Curfew

Schweres Erdbeben in Myanmar. Hunderte Tote. In Bankok stürzt ein Hochhaus ein, und das Wasser aus den Pools auf den Dächern flutet die Straßen. Heute habe ich gelernt, dass pani Wasser zum Trinken ist und jal Wasser ganz allgemein, das, was aus dem Hahn fließt und durch die Stadt. Nur vom Himmel fällt etwas anderes, nämlich barsha. Aber deshalb ist jalgaida das Hippo (Hippopotamus amphibius) - aus jal wie Wasser und gaida wie Nashorn. Gänzlich unverzichtbar für meinen Wortschatz. Ich lerne heute auch gänzlich unfreiwillig(e) Wörter. Englisch Curfew - Ausgangssperre! In Kathmandu am hellen Freitagnachmittag bis 10 pm verhängt! Darüber informiert mich zeitnah die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes bzw die hiesige deutsche Botschaft. Die Helvetier warnen ihre "lieben Landsleute" nicht. Das Gebiet von Gaushala bis zum Flughafen - einmal mehr müssen Ankommende ihr Gepäck zu Fuß nach Hause tragen oder im Flughafen übernachten - Gairigaun, Tinkune und Koteshwor sollen wir großzügig meiden. Wir leben außerhalb dieser Bannmeile. Curfew - wird rechtzeitig vor Ablauf für die ganze Nacht bis morgen früh 7 pm verlängert und gilt weiterhin für Baneshwar, Tinkune und Koteshwor. Bisher bestätigt sind Dutzende Verletzte sowie zwei Tote, einer erschossen (von der Polizei?!), der andere verbrannt. Ein junger Journalist, der auf dem Dach ausgerechnet des Hauses nur seine Arbeit verrichtete und das Geschehen filmte, das Demonstranten der Pro-Monarchisten in Brand steckten. Er war gefangen und seine bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Überreste fand die Feuerwehr. Die Kollegen auf dem Nachbardach konnten sich retten. Auch die Anti-Monarchisten marschierten übrigens. 

W arbeitet zu Hause und ich bin sicher hinten auf dem Moped wieder nach Hattigauda gekommen. Mit jalgaida im Kopf und anderen Tieren des täglichen Lebens (wie kira = insects und putali = butterfly). Über unseren Köpfen wird wieder gelärmt. Dächer werden allgemein zur Gefahrenzone. Den Ausflug ins MoNA (Museum of Nepali Art) haben wir - ohne zu ahnen, in welch bewegten Zeiten wir plötzlich leben - rechtzeitig auf nächste Woche verschoben.

Donnerstag, März 27, 2025

Anki

Ich muss meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Anki ist japanisch für ganz altmodisches Auswendiglernen, mittels einer Lernsoftware, die das erschlaffte Langzeitgedächtnis wieder munter macht. Zum Beispiel mit spaced repetition, Wiederholung mit Lücken. Mal sehen, ob was hilft. Erstmal bin ich nun mehrere Nächte damit heschäftigt, Anki mit allen Wörter zu füttern, die uns Pranai in den letzten 4 Tagen an die Tafel geschrieben hat. Ganz altmodisch und in lateinischer Umschrift.  

Heute musste mein Biker unterwegs tanken, an der Tankstelle bei den Twintowers. Und ich frage mich natürlich, wie lange er mit dem vollen Tank fährt und ob sein Geschäft lukrativ ist oder nicht. Ich kenne bald jedes Loch im Asphalt auf der Strecke. Jeder meiner driver umfährt sie gekonnt. Wiederholung mit Lücken. 

Mittwoch, März 26, 2025

Die Waage

Die Waage ist für vieles gut. Manche Shops sind so eng, dass der Großteil raumgreifender Waren wie XXL-Waschpulverpackungen, XXL-Klopapierpackungen, XXXXXL-Tissuespackungen, Einwegwindeln und dergleichen mehr draußen auf der Straße und rundherum auf dem holperigen Bürgersteig platziert sind - und jeden Abend irgendwohin drinnen, innerhalb des Shutters verstaut werden müssen. Heute musste ich nach den Hakka noodles reichlich lange in meinem Lieblingsputz- und waschmittelladen warten, bis ich meine 2 Packungen Papiertaschentücher bekam. Die Lady an der Kasse war allein, normalerweise schwirren zwei ihrer erwachsenen Töchter in dem engen Gang herum. Auf dem Tresen steht, was mir bisher nie aufgefallen war, eine Waage. Wahrscheinlich war sie meist mit Waren belegt. Und ich habe mir natürlich folgerichtig nie überlegen können, was es denn um Himmels Willen an Haushaltreinigungsmitteln abzuwiegen gäbe. Nun bin ich eines besseren belehrt: die Shopkeeperin war damit beschäftigt, 200 gr Gummibänder in eine Plastiktüte zum Verkauf an die Dame in der Schlange vor mir abzufüllen. Gummibänder werden hier wahrlich überall gebraucht, angefangen von meinem Open-Dahi-Mann, der zB auch Milch in Halb- und Ganzlitertütchen abfüllt und diese gekonnt und garantiert auslaufsicher mit einem Gummiband verschließt - bis hin zu allen Restaurants, die über Foodmandu Essen in Kathmandu ausliefern und ihre feurigen Saucen und Sößchen genauso auslaufsicher abpacken müssen! 

Leider habe ich nicht mitbekommen, was die Kundin für die 200 gr Gummibänder bezahlen musste, obwohl ich schon ohne zu stocken von 1 bis 10 zählen kann. Aber ich konnte von der elektronischen Anzeige über der Waage ablesen, dass auch hier, wie eigentlich überall, großzügig gewogen wird. Was daneben gefallen war, kam obendrauf auch noch umsonst in die Tüte. 

Dienstag, März 25, 2025

biralo und kalo

Heute habe ich die zwei wichtigsten Wörter gelernt: biralo und kalo. Kalo ist die Farbe der Haare fast aller Nepali (bis auf meinen Gemüsehändler - dessen Haar aber, seit es kürzlich zurückgeschnitten wurde, jeden roten Ton verloren hat). Schwarz wie die Nacht (auch das Wort kenne ich schon: raat, manchmal auch ratri, der Vorabend von Feiertagen, wie kürzlich auf der Fahrt von Pokhara nach Lumbini Shivaratri - so etwas wie Heilig Abend bei den Christen). Und biralo ist mein aktueller Untermieter, der nicht schwarze, sondern bunt gescheckte, weißgrau gefleckte grünäugige, nicht wilde, sondern Haus- und Hof- oder eben Maoistischer Community-Kater, der ganz zu Beginn eine Katze war, die See-gee hieß. Die sehr scheue türkisblauäugige See-gee ist wahrscheinlich seine Schwester, die Katzen sind hier alle verschwistert und verschwägert, die eigentliche See-Gee kommt in der Tat nur noch selten, seit ihr rabiater Bruder das Revier mit all seinen körperlichen und nicht körperlichen, manipulativen, übersinnlichen, akustischen, aggressiven, unbändigen drohgebärdenden Kräften verteidigt, und unter meiner Außenspüle Wohnsitz genommen hat. 

Biralo ist die Katze oder der Kater, cat in englisch. Ich lerne nepali for foreigners über englisch, weil english die gemeinsame Sprache aller foreigner ist. Und nun überlege ich, ob es sprachlich (nicht biologisch) im Angelsächsischen Raum einen Unterschied gibt zwischen female cat und nicht female cat. Gibt es. Cat ist die Katze und Tom der Kater. Tyo biralo kalo rang ko cha. Wörtlich: Jener Tom schwarze Farbe hat. Also: Jener (mein alter) Kater ist (war) schwarz. See-gee kommt am Nachmittag wie gerufen als mein kleiner Hinterhof frei ist und bekommt ihre Ration Trockenfutter. Perfekt! Imperfekt hatten wir noch nicht. 

Montag, März 24, 2025

elephant and horse

Das beste an nepali for foreigners in Thamel ist der Weg, der klassische Schulweg. Der Weg ist das Ziel - sagte wer? Nicht Kongzi und nicht Buddha. Ist eine Erfindung der aufgeklärten oder alles erklärt haben wollenden Westler, und neuerdings von AI, sagt mein Sinologe. Wie auch immer. Ich bin unterwegs. Schneller als je zuvor. Quer durch die Stadt. Stracks nach Süden, leicht Südwesten. Ab sofort MO - FR 2 x täglich um die Mittagszeit hin und etwas später zurück, ein Höllenritt, pro Strecke sechseinhalb Kilometer, eine gute oder knappe Viertelstunde, je nach Verkehr, hinten auf dem Motorbike. Zum Glück habe ich meine Lederjacke mitgenommen und nicht verschenkt in Dithmarschen. Das perfekte outfit, auch wenn die Tagestemperaturen demnächst die 30°-Marke knacken. Es zieht auf dem Zweirad (dui pangrae) bei dem Tempo! 

Die Foreigners sind 3 ladies, ich bin die Dritte und Älteste, Quereingestiegene. Die beiden anderen haben bereits 3 Lektionen bei Pranai (= love, wie er auch mir erklärt, also der Hahn im Korb?) hinter sich und ein halbes Heft vollgeschrieben. Ich muss mich natürlich vorstellen, wie ich heiße, woher ich komme, wohin ich gehe, was ich tue, wie alt ich bin (sar sathi!) und wo ich wohne. In Hattigauda. Und das hat nichts mit einem holländischen Käse zu tun, wie Pranai dankbar (dieser Lehrer gefällt mir) erklärt. A very interesting word! Bestehend aus hatti = elephant und ghoda (so wird gauda nämlich ausgesprochen) = horse. Elefant und Pferd! 

Sonntag, März 23, 2025

Thamel

Bisher habe ich Thamel gemieden wie ein rotes Tuch. Bin der Touristenhochburg großzügig ferngeblieben. Seit wir auf dem Hill wohnen, ist es eh zu weit. Nun habe ich mich aber bei einer Sprachschule angemeldet. Und die sitzt natürlich mitten drin im Gewusel, im Chhaya Center. 

Wie immer bei solchen Sachen, geht alles fix. Anmeldeformular online am Sonntagmorgen ausgefüllt, ein paar Details per WhatsApp am hellen Nachmittag geklärt (zB mein Geschlecht) und - you can come tomorrow at 1 pm - morgen Mittag erste Lektion.

Samstag, März 22, 2025

Freitag, März 21, 2025

anbaden

Bald ist hier anbaden angesagt. Der Pool wird gereinigt und mit frischem Wasser aufgefüllt. 

Donnerstag, März 20, 2025

Äquinoktium

Heute ist Tagundnachtgleiche, ganz egal, wo wir uns gerade befinden. Es ist überall heute. Und heute ist überall.

Mittwoch, März 19, 2025

Tortur

Tortur! Hoch zwei. Sie bohren zu zweit auf dem Dach. Der vierte von fünf Tagen mit noise pollution ist angebrochen. Sie müssen sich beeilen, damit der Granit rechtzeitig runter kommt. Heute sind sie direkt über meinem Kopf beschäftigt. Über meinem Arbeitszimmer. Über meinem Fenster. Um 10 Uhr frühstücken sie, das ist auf dem Bild zu sehen, dann ist eine halbe Stunde Ruhe, denn sie hocken mit ihrem Reisnapf oben auf den Ziegeln. Ich raffe mich auf, bevor die Mittagshitze unerträglich wird. Laufe wieder nach Südost. Über die Banghal Brücke zum Manakamana Tempel. Der hat tatsächlich 5 a. Mana heißt Herz und kamana Wunsch. Ergo ... 

Dienstag, März 18, 2025

they just could tell us ...

Lesleys geflügeltes Wort auf dem peace walk. Lesley war ausser mir die einzige Europäerin, nicht Asiatin, nicht nepali speaking Teilnehmerin auf der Friedensmission der Buddhisten im September. Ich war gerade mal ein paar Tage im Lande, sie seit 5 Jahren liiert mit einem local und trotzdem wunderte sie sich mehr als ich, warum niemand uns sagte, wo's lang geht und wie's lang geht. Warum wir mehr fuhren als marschierten und warum nichts, aber auch gar nichts von dem gedruckten Programm ausgeführt wurde. Ich hätte, wäre ich bei Sinnen gewesen, viel lernen können damals. Aber ich war aus der Zeit und aus dem Klima gekippt, im jetlag und nicht gewohnt, Ende September bei 30° im Schatten auf staubigen Straßen mit einer brennenden Kerze (peace lamp) in der Hand zu pilgern. 

Heute kein warmes Wasser. Die Arbeiter kommen um 7 am und montieren als erstes die Solarpanele ab, die für die Aufbereitung desselben mit Sonnenenergie da sind. Natürlich kam niemand auf die Idee, uns vorab zu informieren (they just could tell us). Warmes Wasser ist Luxus, wohin sie auf dem Dach die vollen Röhren entleert haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich stehe nämlich bereits bei Shiva vor meinem Laxmibaum in wohlwollende Gedanken versunken.

W verlässt das Haus ungeduscht und bringt am Abend Gyalbashing Evening Tea mit. In einer schönen schwarzen Schachtel verpackt, ein nachträgliches Geschenk zum 17. Mit Brühanleitung (95°, 4 min) und Nachtgebet (evening prayer): step into the serene realm of Béyul, where a cup of Gyalbashing Tea awaits, pure and organic, offering a pathway to calm alertness, beckoning you to a moment of tranquility amidst the bustle of life. Curated with meticulous care, the harmonious symphony of essentials will elevate your evening meditation.

Montag, März 17, 2025

Der Sechste 17.

Da der Lärm über meinem Kopf unerträglich ist, gehe ich schon am Vormittag spazieren. In meine alte Heimat. Nach Panipokhari, die Golfutar hinunter, über die Ringroad, am Sitz des pretender vorbei, am Sitz des amtierenden Präsidenten vorbei, an der Polizeiakademie vorbei, an meinem Schuhmacher vorbei, an vielen Tempeln vorbei. Die Twintowers haben optisch ihren Drillingsbruder bekommen. Faktisch ist er aber noch unbewohnbar. Ich hole Briefe bei den wie immer leicht mürrischen Guards ab. Im Winter litten sie unter der Kälte, nun leiden sie unter der Hitze. Auch ich bin bereits durchgeschwitzt und will mich mit einem Americano in den Garten des Café Kunz setzen. Es ist zu. Neben dem geschlossenen Eisentor prangt unverdrossen das an die Wand geschraubte Emailleschild we are open. Ich marschiere weiter, erweise nach alter Sitte meine Reverenz am Kumaritempel, bestelle bei Mo:Mo Maya 200 gefrorene Momos (je 50 veg, paneer, buff und chicken). Hauslieferung bitte, ich kann sie bei der Hitze nicht mittragen und habe noch viel vor. Möchte den Tag im Grünen verbringen. Es ist der 17. März - Saint Patrick's Day!

Vor allem aber habe ich Hunger und beschließe, im Walnut Bistro zu lunchen. (wie die Bögli zu sagen pflegte) - nun wo die Temperaturen stetig steigen, kann man endlich wieder draußen unter Bäumen (Walnut) essen. Es ist zu! Die Erklärung am geschlossenen Tor ist rührend und ich bin nicht die einzige, die genau davor strandet. Ich wandere also weiter, wollte eh auf den Kapan Hügel steigen, zum Kopan Kloster. Auf der Banshidar Marg klingelt mein Smartphone und mein Gatte lädt zu einer flow meditation um 4 pm ein. Piano live. Im Shyalpa Monastery (the Temple of Energy). Das ist ungefähr dort, wo ich gerade hinlaufe. Aber noch eine gute Stunde zu Fuß. Und zu Mittagessenszeit ist es bis 4 pm noch lange hin. Ich nehme es als Wink des Himmels, den heutigen Weg abzukürzen und bestelle genau an der Ecke, wo ich gerade stehe, ein Bike-Taxi und brause glücklich, cool wie alle underneath mit dem Smartphone in der einen Hand, die andere locker auf meinem Oberschenkel, frei balancierend im Mittagsgetümmel über die Ringroad nach Hause. Will duschen, aufs Klo, mich umziehen und etwas essen. Dann flow ... kaum steige ich euphorisiert vom Bike vor meiner Haustür ab, klingelt abermals das Smartphone, ich muss aber zuerst meinen driver bezalen, und derselbe Gatte teilt mit, er (genauer gesagt, sein Kollege) habe sich getäuscht, der flow finde erst morgen statt. Macht nix, sage ich, die Handwerker bohren eh gerade den Granit auf dem Flachdach weg und lärmen, dass Shiva erbarm. Kaum bin ich im Haus, klingelt wieder das Smartphone. Wieder verstehe ich kein Wort. Die ganze Hütte zittert. Ich gehe wieder hinaus, vor das Haus, dort höre ich tatsächlich etwas besser, was der Anrufer sagt. Es ist Mo:Mo Maya, aber nicht Aaidim, bei dem ich eben die 200 Mo:Mos bestellt hatte (den hab ich gespeichert und das Smartphone hätte mir vorab gesagt, wer am anderen Ende spricht) sondern eine unbekannte Nummer. Prasana. Kollege von Aaidim erklärt, Aaidim habe sich verrechnet, ich müsse noch 400 Rupies nachzahlen. Kein Problem, sage ich. Kann ich bezahlen, wenn die Mo:Mos geliefert werden. Prasana ist erstaunt, dass ich die Mo:Mos nicht habe. Er weiß, dass ich 400 NRP zu wenig bezahlt habe, aber nicht, dass ich die Mo:Mos nicht mitgenommen habe. You don't have rhe Mo:Mos? No! Wir klären das Missgeschick auf. Er ruft noch mindestens 3 x an und noch mindestens 3 x verstehe ich kaum ein Wort bei dem Lärm im Hintergrund. Aber irgendwie gelingt es uns, den Weg zum Glück zu finden. Er schicke den driver jetzt los, der bringe mir die 200 gefrorenen Mo:Mos, sei aber nicht berechtigt, Geld entgegen zu nehmen. Er, Prasana schicke mir zeitgleich per whatsapp den QR-Code und ich sage zu, den offenen Betrag stande pede übers Smartphone zu überweisen. Das Internet funktioniert. Der Lärm ist höllisch. Gesagt getan. 
 
Nepal in a nutshell! Wir feiern ein halbes Jahr und treffen uns im Zen Bistro zu Essen. Ohne Flow. 

Sonntag, März 16, 2025

Dach

Was auf unserem Dach wirklich geschieht, verstehe ich nicht. Dem Lärm nach zu urteilen - es ist Sonntag, ein ganz normaler Arbeitstag! - wird es seit heute früh um 7 Uhr genau über meinem Kopf abgetragen. Aber wozu? Und wohin? Bisher kamen die Arbeiter höchstens ein- oder zweimal pro Woche. Nun stehen uns 5 Tage in Folge "full fledged" mit "noise pollution" bevor. Danach 10 Tage ohne Lärm. Und Ende. Wir werden sehen und hören und den Staub in der Nase und unter den Füßen spüren. Auch deshalb schließen wir tagsüber die Fenster.  

Danach kann ich sie endlich putzen. Zweihändig. Die eine steckt im Handschuh, die andere rückt mit dem Profituch nach. Erst am Schluss darf das Trockentuch die Scheibe trocknen und streifenfrei polieren. Zuerst von innen, dann von außen. Schöne Aussichten! 

Samstag, März 15, 2025

Tödi

Samstag. Die Arbeiter haben frei. Es ist so ruhig, dass ich meine Gedanken sammeln kann. Zwei Sachen hat mir W aus Berlin mitgebracht: das Tödi-Lesebuch und ein Profi-Fensterputzset. Es ist plötzlich so warm geworden, dass wir die Fenster nachts öffnen und tagsüber schließen. Trotzdem ist an ein Putzen derselben derzeit nicht zu denken (dazu später mehr). Also öffne ich das dicke Buch zu Ehren des höchsten Glarner. Ein seltsames Unterfangen auf dem Hill im Hochtal unter dem Himalaya. Das asymetrische Konzept des Herausgebers verstehe ich nicht. Nach dem Vorwort, dessen Fazit ich auch nicht kapiere, fange ich wie immer von hinten an. Den dritten (35 Seiten) und zweiten (34 Seiten) Teil habe ich im Nu durch. Den ersten (anstrengende 232 Seiten) spare ich mir für ein andermal. Falsche Seitenangaben, das gewöhnungsbedürftige layout, nicht dudenkonforme Trennungen, nervige Fehler, ganze, mitten im Satz ausgefallene oder kryptisch unverständliche Wörter übersehe ich großzügig (natürlich wurden die "historischen" Texte nicht abgetippt, denn auch das Fröilein an der Schreibmaschine ist ein Anachronismus, sondern von einer vergilbten Ausgabe gescannt, und natürlich hatte danach niemand Zeit, die Texte zu überprüfen), denn ich werde sofort in den Bann gezogen von Meinrad Inglins Drei Männern im Schneesturm. Leider nur ein Auszug. Hier die Erzählung vollständig, in drei Fortsetzungen. Eine wunderbare Charakter- oder Gesellschaftsstudie!

Freitag, März 14, 2025

Blutmond

Der Mond wird bei uns mitten am Tag voll. Es ist schon am frühen Morgen sehr warm. Ich beschließe, künftig eine Stunde früher zum Tempel zu laufen, weil das Qi mich sonst innerlich und äußerlich zum Kochen bringt. Von der totalen Mondfinsternis wird hier nichts zu sehen sein. Der Mond steht, solange er im Erdschatten herumturtelt nicht am Himmel über Kathmandu. Er ging bereits unter, als ich aufstand, um 05:43 Uhr local time. Und er geht auf, kurz bevor die Sonne untergeht, um 17:27. Wie immer kann das Geschehen im Orbit hier verfolgt werden.  

An Vollmondtagen treibt mich seit Monaten ein- und dieselbe Frage um: schneiden oder nicht? Die Haare wieder raspelkürzen oder weiter wachsen lassen? Zum letzten Mal habe ich den Kopf im zehnten Stock geschoren, also bei Novembervollmond. Nun, wo es heiß wird, bin ich über das Gröbste hinweg und habe wieder Wolle um die Ohren. Ich werde W. heute Nachmittag bitten, die Maschine im Akku Betrieb nur an meinen Nacken anzusetzten. Dort, wo ich selber nicht hinkomme und wo erfahrungsgemäß die hartnäckigsten Wirbel hocken. An der Luft auf dem Dach geht das leider nicht, obwohl keiner der Arbeiter heute zur Arbeit erschienen ist. Aber da liegen Berge von Sand und Mörtel und Schutt und Steinen. Und lange, auf die Breite der Zinnen (oder was ist das oben auf dem Dach, rundum, damit wir nicht herunterfallen, was nun neu abgedeckt werden soll?) zugeschnittene schwere Marmorteile.

Donnerstag, März 13, 2025

Holi

Heute ist Holi, Fagu Purnima, das Fest der Farben und des Feuers. Man bewirft oder beschmiert sich gegenseitig mit Farbpulver, nutzt für effektivere Resultate Wasserbomben und Wasserpistolen, die mit einem Farbgemisch gefüllt sind, sitzt nach Einbruch der Dunkelheit am Lagerfeuer und lacht. Eine wunderprächtige Angelegenheit! Uns wird natürlich geraten, nur mit alten Klamotten auf die Straße zu gehen - oder noch besser den ganzen Tag zu Hause zu bleiben. In allen Shutters hängen Holi-T-Shirts zum Kauf, die sind bereits vorbeschmiert und vorbedruckt in allen bunten Farben. W pflegt seinen Schnupfen und jetlag, die Arbeiter steigen aufs Dach und bald wieder hinunter. Nur ich gehe tapfer meiner Morgenroutine nach. Qi Gong am Shivatempel und Frühstückseinkauf auf der Golfutar. Komme mit roten Schlieren im Gesicht nach Hause. Die Obstverkäuferin hat mich gefragt, ob sie darf und dann strahlend happy Holi gewünscht.

Happy Holi! Wie bei allen Hindufesten geht es auch hier um den Kampf von Gut gegen Bös. Farben sind aber auch Geschmackssache. Für den einen ist Rot aggressiv (=böse), für den anderen feurig (= warm und gut). Anders die Legenden. Angeblich gab es einst in grauer Vorzeit die "dämonischen" Geschwister Holika und Hiranyakashipu. Ich meine allein aus den Namen ableiten zu können, wer zu welcher Fraktion gehört. Dem ist aber beileibe nicht so. Der Teufelskönig Hiranyakashipu wollte seinen Sohn Prahlada bestrafen, weil der ein glühender Anhänger Vishnus war - und nicht an den Vater als alleinigen Herrscher und Tyrannen glaubte. Hiranyakashipu beschloß, Prahlada zu töten, ihn mithilfe seiner Schwester Holika auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Die besaß nämlich einen Umhang, der sie vor Feuer schützte. Der teuflische Plan ging nicht auf, denn Prahladas Gebete zu Vishnu erwiesen sich mächtiger als das Stück Stoff. Die Flammen fraßen Holika und verschonten Prahlada. Deshalb - aber weshalb eigentlich? ich verstehe das nicht -  glauben bis heute viele Hindus, Holi - das Fest, des Sieges des Guten über das Böse - sei nach Holika benannt.    

Eine andere Legende berichtet von der rührenden Liebe Krishnas und Radhas. Krishna war dunkelhäutig (darf man das heute noch sagen?), weil ihn ein Dämon als Kind vergiftet hatte. Krishna liebte die hellhäutige Radha, und verzehrte sich vor Kummer, ob sie ihn aufgrund seiner Hausfarbe mögen könnte (alles vorausschauend im Konjunktiv). Krishnas Mutter Yashoda grämte sich so sehr über die Gram ihres Sohnes, dass sie auf die gute Idee kam, sein Gesicht mit vielen, bunt leuchtenden Farben zu bemalen. So würde er Radha gefallen! Und so geschah es dann auch.

Holi steht auch - wen wundert's? - für den Frühlingsanfang. Für den Sieg einer farbenfroh explodierenden Natur über den starren kalten Winter. Wie oft haben wir schon das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings gefeiert? Holi wird am ersten Vollmondtag des Monats Falgun gefeiert. Nach meinem Kalender ist heute der letzte Tag (der 29.) des Monats Falgun und erst morgen Vollmond. Und morgen beginnt der neue Monat Chaitra. Holi kann nicht ausfallen. Auch wenn in diesem Jahr (wir erinnern uns 2081) der Monat Falgun gar keinen Vollmond hat. Der letzte Vollmond war am letzten Tag (am 30.) des Vormonats Magh. Holi darf nicht ausfallen und wird wie alle Feste einfach so lange gefeiert, nach mehreren meiner Quellen zwischen zwei und zehn Tagen, bis alles passt.

Letzte Nacht ging ein krachendes Gewitter nieder. Gefolgt von Regen. Den größte Teil des Daches hatten die Handwerker gestern im Laufe des Tages wieder abgedeckt, die Scherben und den groben Schutt in Säcke abgepackt und lärmend die noch verbliebenen Marmorplatten abgeschlagen. Heute kommt das Gewitter früher und der Regen später. Um 14:22 Uhr bebt die Erde in Xigaze, dort wo immer und mit einer Stärke wie immer: 4,3. In ganz Kathmandu wird kein Essen ausgeliefert. Also setze ich meine Bambusdämpfkörbe auf. 

Mittwoch, März 12, 2025

Kucho

Ich lerne Wörter über Eselsbrücken. Wie sonst? Tato heißt "heiß", habe ich in Dhading gelernt. Wenn der Blechteller heiß ist, von dem ich esse, oder der Blechbecher aus dem ich trinke. Tato ist der polnische Papa, zärtlicher Vokativ. Kucho ähnelt dem deutschen Kuchen. Aber nur in meinem Kopf. In Nepal ist kucho der omnipräsente Besen - ohne nepali broom geht hier gar nichts. Der Besen, der wirklich alles kann und mehr Staub aufwirbelt, als er bändigt. Aber ökofreundlich aus Naturfasern, Bambus, Gras oder Stroh, in Handarbeit kunstvoll zusammengebunden, eine seit Generation bewährte und überlieferte Technik. Die des Besenbindens und Besenschwingens im ganzen Haus und darum herum, auf den Straßen, auf den Baustellen, vor den Shutters.

Ich toleriere diesen Besen in meinem Haus auf dem Hill nicht. Da bin ich leider sehr stur (you have to be very strict). Ich habe soeben eine von mir nicht beauftragte cleaning lady mitsamt ihres kuchos rausgeworfen und meinen vacuum cleaner angeworfen.

Dienstag, März 11, 2025

Mo:Mo Net

Wir leben nach wie vor anspruchslos. Nicht gerade asketisch. Aber ohne Überfluss. Nur bei den Mo:Mos musste Perfektionierung her. Da die vegetarischen Teigtaschen beim Kochen immer aufplatzten und ihre Füllung dann mit dem Kochwasser im Abfluss landete - ebenso bei den mit Paneer gefüllten - haben wir eine Zeitlang darauf verzichtet, sie zu kaufen und zu kochen. Das hat mich innerlich gewurmt, weil dann nur "buff" und "chicken" auf den Teller (von denen wir nach wie vor in jeder Größe zwei besitzen, für jeden einen) kamen . Also surfte ich im Netz. Natürlich empfehlen alle nepalesischen Köchinnen Mo:Mos im steamer zuzubereiten, die Kochanleitung auf der Verpackung der Tiefgefrorenen hingegen rät, die Mo:Mos ebenso - tiefgefroren - ins unbedingt kochende Wasser zu werfen. Dass das Wasser sofort aufhört zu kochen, wenn die eiskalten Teiglinge hineinkommen, bleibt unerwähnt. 

Handelsübliche steamer waren mir zu monströs. Hier wird ja immer für Großfamilien gekocht. Eines Tages lief ich im Bhat-Bhateni zufällig - wie das immer ist: auf der Suche nach etwas ganz anderem - an chinesische Bambusdämpftöpfe. Zum halben Preis. Ich griff zu und lief einmal mehr freudig nach Hause. Kaufte unterwegs eine Rolle Backpapier (die Teigtaschen kleben sonst auf dem Holz fest) sowie zwei Packungen gefrorene Yomari, einmal Chaku und einmal Khuwa. Wenn schon, denn schon. Die Euphorie trug mich fort! W. war irgendwo außerhalb und ich testete ganz für mich allein. Suchte mir sogar auf youtube die Anleitung eines Chinesen, wie ich einfach und gleichmäßig Luftlöcher in das Backpapier schneide. Sosweit so gut. Leider ist das indische (anderes gibt es nicht) Backpapier bedruckt mit lustigen großen und kleinen Bäckerleins und Backwaren. Die Druckerfarbe löste sich natürlich im Dampf sofort auf, lief in das Bambusholz, färbte meine neuen Körbe mit blauen und roten Striemen, ebenso die heranwachsenden Teigteile. Das gefiel mir gar nicht. Ich surfte eine weitere halbe Nacht im Bett im Netz. Mit dem Tablet auf den Knien. Alles wird einfacher. Kompakter und kleiner. Ich bestellte schließlich bei Daraz 6 unverwüstliche (reusable for years and washable) Silikon Mo:Mo Nets. Zum halben Preis der Backpapierrolle (die btw ein knappes Drittel eines heaters kostete - da kommt mein Verstand nicht mehr mit). Inklusive Lieferung an die Haustür. 

Seither bin ich happy in the kitchen. Unser Tiefkühlfach ist gefüllt mit vier verschiedenen Sorten Mo:Mos von unserem einstigen Nachbarn, dem besten Mo:Mo-Koch und -Kneter im ganzen Lande. Daneben liegen auf Vorrat immer zwei Packungen Yomaris. Beim Koreaner bestellen wir zudem immer zusätzlich Kimchi, aromadicht verpackt, im Kühlschrank ungeöffnet lange haltbar. Für alle Fälle. 

Montag, März 10, 2025

Postkartensammlerin

Auch ein Prädikat, das ich ablegen muss: das der Postkartensammlerin. Ein Anachronismus. Vorsorglich habe ich die Postkarten, die ich über Jahre und Jahrzehnte gesammelt hatte, letzten Sommer in Meldorf aussortiert. Die unbeschrifteten hat die Bücherstube mitsamt den Büchern und Bücherregalen mitgenommen. Die beschrifteten habe ich, nachdem ich die Briefmarken abgeschnitten und für eine Chorkollegin, die den Anachronismus Briefmarkensammlerin für sich beansprucht, beiseite gelegt. Ein paar wenige Postkarten, die mir damals, als ich mein Haus und meine Vergangenheit aufräumte, wirklich am Herzen lagen, wie mir schien, habe ich in eine der neun 20-Kilo-DeHaEls gesteckt. Die liegen nun im Kleiderschrank meines Arbeitszimmers, den ich umgewidmet habe zu meinem Archivschrank.  Postkarten gibt es in Nepal nicht mehr. Jedenfalls habe ich in den letzten Monaten keine entdeckt. Briefmarken gibt es zwar, auch immer mal wieder neue zu besonderen Anlässen. Aber nur in Kathmandu auf dem GPO (General Post Office) - und da muss die Postkartensammlerin oder der Postkartenschreiber erstmal hinkommen, wenn er oder sie sich irgendwo im malerischen Gelände herumtreibt. Kürzlich bekam ich aus genau diesem Grunde in Lumbini zwei Postkarten geschenkt. Die eine zeigt die Ashoka Säule (Asoka Pillar), die andere den Mayadevi-Tempel. Beide gelten als the birthplace of Lord Buddha. Beide Motive lagen zuhauf, auf mehreren Stapeln im Souvenirshop des japanischen Restaurants, wo wir zu Mittag aßen. Als ich im dazugehörenden Hotel nach Briefmarken (stamps - do you have stamps?) fragte, wollte mir die freundliche Dame an der Reception einen Stempel des Hauses raufhauen. Ich zog die Postkarten erschrocken weg und schüttelte den Kopf. Stamps - wiederholte ich, post office, letterbox ... . Und sie begriff, lächelte, erklärte, als ob es das Normalste der Welt wäre: Oh! Only in Kathmandu.  Natürlich reisen die meisten Touristen über Kathmandu in das Land ein und wieder aus. Natürlich habe ich den Vorteil, dass ich hier keine Touristin bin, sondern mittlerweile wohl so etwas wie "ansässig". Trotzdem habe ich keine Lust, mit den beiden Postkarten (was für ein Geschenk für eine Postkartensammlerin a.D.!) beim GPO vorzusprechen und zu hoffen, nicht ausgerechnet auf die Mittagspause der oder des Bediensteten am Briefmarkenschalter zu treffen. Wem um Himmels Willen sollte ich den nun die Karten schicken? Hin ist hin! Tempi passati, allen, denen ich leichtfertigerweise einst vielleicht eine Postkarte versprochen habe, müssen darauf verzichten. Die beiden Unikate kommen in meine Schatztruhe im Kleiderschrank!

Sonntag, März 09, 2025

Glückspilze und Sonntagskinder

W kommt mit dem üblichen Nachtflug aus Dubai am Morgen am TIA an. Er war eine Woche in Deutschland und sagt, wir brauchen dorthin nicht zurück. Das freut mich! Ich war drei Tage auf dem Land und sage, ich brauche in meinem Alter die Stadt. Das freut ihn.

Wäre er einen Tag länger geblieben und einen Tag später geflogen, hätten ihn die Montagsstreiks an den deutschen Flughäfen geerdet. Gegrounded. Zum Bleiben gezwungen. In Hamburg haben die Streiklustigen bereits am Sonntag ihre Arbeit niedergelegt. That's Germany! Wäre er auch nur einen halben Tag verspätet in Kathmandu gelandet, hätten ihn hingegen hier die Monarchienostalgiker daran gehindert, den Flughafen zu verlassen. Tausende hatten sich Fahnenschwingend versammelt, um ihren pretender (ex-King, wie die englischsprachige Presse ihn leicht despektierlich, wie mir scheint, tituliert) Gyanendra nach seiner dreimonatigen privaten Reise durch Nepal wieder in der Hauptstadt zu empfangen und jubelnd, singend, pfeifend in sein Domizil in Maharajgunj zu eskortieren. Weniger prominente Fluggäste hatten das Nachsehen. Mussten sich selbst und ihre Koffer zu Fuß weiter bringen. 

Wir saßen derweil zu Hause, W hatte bereits ein paar Stunden geschlafen, und verfolgten das Ganze auf einem unserer vielen Sofas über einen der diversen livestreams. Nach Sonnenuntergang kamen zwei Arbeiter, kletterten das Bambusgerüst hoch und stampften auf dem Dach herum. Sie deckten in der Dunkelheit vor dem Regen hektisch alle nach oben offenen Ziegelmauern ab.  

Nein, alles müssen wir nicht verstehen, nirgends auf der Welt!

Samstag, März 08, 2025

Unruhen

Der Kater deponiert auf unseren neuen roten chinesischen Matte vor der Eingangstür die blutigen und pelzigen Reste seiner nächtlichen Beute. Wahrscheinlich ein Liebesbeweis (der erste!) und Ausdruck seiner Dankbarkeit, dass ich zurückgekommen bin.

In der Nacht, um 03:14 am local time - da schlief ich tief und fest - bebte die Erde zum ersten Mal in Mudi, im Myqagdi District, nordwestlich von Pokhara, zum zweiten Mal um 06:20 - da war ich bereits wach und auf den Beinen - in Khukhani im Baglung District, näher an Pokhara, beide Male mit ähnlicher Stärke um 4. Ich spürte nichts. Die Konvulsionen drangen nicht bis zu mir vor. Am frühen Nachmittag, um 02:35 pm, bebte es zum dritten Mal. Diesmal entschieden und heftig mit 5,9. Wieder in Tibet, Epizentrum wieder in Dinggye, wieder im Bezirk Dingri, wieder in der Stadt Xigaze. Von offizieller Seite heißt es, das sei ein Nachbeben zum Beben vom Januar. Mich überzeugt das nicht. Es gibt ständig Beben. Die Erde kommt nicht zur Ruhe.  

Die Arbeiter auf meinem Dach schon, die haben heute ihren freien Tag und ich kann durchatmen. Bin immer noch erkältet und huste. Besorge mir auf dem Weg zum Gemüsemann in der Apotheke Sancho - feel the relief! Und bin irgendwie glücklich, wieder in der Stadt zu sein, wo ich alls in Reichweite habe.

Freitag, März 07, 2025

back home zwo

Schon wieder zu Hause. Diesmal mit Bus bis Kalimati und Bike-Taxi nach Hause. Ich werde süchtig nach der frischen Luft um die Nase und dem Temporausch hinten auf einem Motorrad. Das Mitfahren ist vor allem eine Sache des Gleichgewichts. Locker bleiben am Freitagnachmittag. Wir fahren von Südwest nach Nordost. Queren die Hauptverkehrsadern. Auch die laute Lazimpat brausen wir hoch. Was für ein herrliches Gefühl! Als wir meinen früheren Lieblingseinkaufspunkt, den blue moon bei Grün passieren, knallt es hinter uns, als ob der Krieg ausgebrochen und eine Bombe niedergegangen wäre. An der im Herbst frisch eröffneten Ampel gab es Kurzschluss und ein Feuerball schoss in die Höhe, verletzte aber niemanden. Kathmandu ist safe - im Gegensatz zu Pokhara. 

An der Hausecke auf dem Hill steht ein respektables Bambusgerüst. Nach dem Schutt auf der Dachterrasse zu urteilen, wurde hier schon mächtig gehämmert und gemeißelt. Alles from outside. Die Arbeiter haben zum Glück schon Feierabend. Der Kater kommt zur üblichen Abendmahlszeit angeschlichen und glaubt es fast gar nicht, dass ich wieder da bin und auf das zaghafteste Miauen schon Futter herreiche.



Donnerstag, März 06, 2025

Dhading

Dhading ist, wie bereits gesagt, kein Ort sondern ein Distrikt der Provinz Bagmati, zu der auch the Capital City of Kathmandu gehört, in der ich derzeit wohne. Dieser Distrikt ist nach wie vor touristisch  "unexplored", wie hier vor bereits 7 1/2  Jahren von einem Absolventen der HNEE (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - dort in der Nähe habe ich auch ein paar Jahre gewohnt) beschrieben.

Ich marschiere den Berg hoch und den Berg wieder hinunter. Es ist wie im Tessin. Entweder geht es steil aufwärts oder steil abwärts. Nur ist alles viel sandiger, trockener. Es gibt kaum befestigte Straßen. Und natürlich keinen Wein! Aber es gibt Bananenbäume, Mangobäume, Reisterrassen. Shivatempel. Freilaufende Ziegen und angebundene Ziegen. Ebenso vergoldete Kühe und lebendige Kühe mit Kälber.
Ganz oben ist die Schule. Und noch ein Tempel. Die Buben eskortieren mich und sind grundlos glücklich. Sie sagen "Thapa" - und ich kann mir den Namen sogar merken - , als ich frage, wer der Gentleman in Gold sei. Ein Nationalheld. Freiheitskämpfer. Wiki klärt mich später auf: es ist der Gorkha-General. Amar Singh Thapa. Schön steht er in luftiger Höhe. Mir ist heiß und ich habe Durst.

Mittwoch, März 05, 2025

next trip

Die zweite Domestic-Premiere: Manoj holt mich um 8.00 Uhr ab und ich schwinge mich beherzt hinten auf sein Motorbike. Endlich geht mein Wunsch in Erfüllung. Happy, happy, happy! Ab durch die Mitte der Capital City nach Dhading! Zum ersten Mal mit FFP 2 (filtering face piece) Atemschutzmaske. W schimpft aus der Ferne (Berlin - da ist es noch lange dunkel), ohne Helm sei es verboten. But this is Nepal! Und wie immer kompliziert. Dhading ist ein Distrikt und kein Ort! Wie der Ort heißt, den ich in eineinhalb Stunden erreichen will, weiß ich nicht. But never mind. Ich bin nun vorerst on the road und offline.

Dienstag, März 04, 2025

Vorfreude

This is Nepal - diesen Satz höre ich ständig. Ich lerne dabei, nur auf meinen Bauch zu hören. Ich bin ständig hungrig. Ich lerne, meine eigenen Wünsche zu haben. Meine eigenen Probleme. Kürzlich ein roter Fleck unter dem rechten Auge. Tat nicht weh und ist von selbst wieder verschwunden. Heute mit Halsschmerzen und Schnupfen erwacht. Das kann ich nun wirklich nicht gebrauchen! Beim Straßenüberqueren habe ich in den ersten Tagen in dieser Stadt gelernt, mich durchzusetzen. Rücksichtslos oder unbeirrt meinen eigenen Weg zu beschreiten. Durchzuhalten bis auf die andere (sichere) Seite. Auch in der Nacht, wenn die Lichter blenden und der Verkehr noch unübersichtlicher ist als am Tag. Mein Hofkater bekommt nur Futter, wenn ich da bin und er da ist. Es gibt keine Vorratshaltung. Kein Recht auf ein gefülltes Futterschälchen oder einen gefüllten Kühlschrank. Gemüse und Obst kaufe ich jeden Morgen frisch. Auch mein open dahi. Für hungrige Menschen gibt es alles, zu jeder Tages- und Nachtzeit, an allen Ecken und Enden. Überfluss. This is not Nepal. This is Kathmandu! 

Beidseits der Golfutar sind alle Bäume gestutzt worden. Das Schnittgut, dicke Äste mit viel frischem Grün liegt zu ihren Füßen am Straßenrand. Ich mache eine kurze Einkaufstour zur Apotheke, zum Salz- und Reishändler, esse zur Feier des Tages noch einmal scharfe drunken noodles, packe meinen kleinen Rucksack und gehe früh schlafen. Ziehe mich zurück in meine roten Tiger-Balsam-Träume und hoffe, dass ich morgen besser atmen kann.

Montag, März 03, 2025

Mantra

Ab dem 1.3. sollte auch an unserer Fassade herumgeklopft werden. Auch wir haben feuchte Wände, besonders im Eckzimmer oben unter dem Dach. Das ist W's Arbeitszimmer. Es ist der 2. Stock, auch wenn ich ständig vom 3. rede. Wir haben über dem Erdgeschoss zwei Etagen und darüber das ausladende offene Dach. Die landlady fragte am 28.2. nach, wann sie am 1.3. kommen dürften und ich antwortete wahrheitsgemäß: "early in the morning". Sie erwiderte: "early in the morning won't be possible". Ich schwieg. Sie kam am Mittag mit einem neuen, diesmal senior engineer. Sie stiefelten durch das ganze Haus und aufs Dach, dort war nach dem Regen alles nass, also baten sie um Slippers und bekamen sie. Anschließend setzten sie sich in unser ebenerdiges Empfangszimmer und beratschlagten ungefähr eine Stunde und teilten mir das Resultat in english mit: dass "day after tomorrow" - also heute, am 3. - die Arbeiten an der Außenfassade aufgenommen werden würden. Denn tomorrow - morgen bzw. gestern aus heutiger Sicht  - war ja am frühen Nachmittag des 1. bereits in kritischer Nähe und die Arbeiter noch outside the capital city of Kathmandu. Or even out of the country. In Dubai oder Dehli. Der Senior Engineer erklärte mir, das Problem mit der Feuchtigkeit müsse zuerst von außen angegangen werden und könne erst danach innen behoben werden. Ich nickte und - namaste! -  schloss erleichtert die Tür hinter den beiden. 

Heute ist Montag, von Samstag aus gesehen übermorgen - day after tomorrow. Ich bin wie immer früh auf den Beinen, am Schreibtisch und auf dem Trampolin. Nach Sonnenaufgang marschiere ich zu meinem Laxmibaum und meditiere hoch in den blauen Himmel mit Morning-QiGong. Zurück zu Hause göttliche Ruhe. Niemand zu sehen, nichts zu hören und ich beschließe, meine Pläne für diese Woche festzuklopfen. Gegen Mittag kommt die landlady unangekündigt mit dem alten Elektriker, der hier schon das eine und andere Mal kaum die Treppen hochkam, aber sämtliche verwunschenen Wege und verschlungenen Verbindungen der Stromleitungen im Haus kennt. Er soll nochmals alle (ALLE? frage ich entsetzt, dazu braucht er mindesten 3 Tage) Steckdosen im Haus überprüfen. Lord Shiva und seiner Gattin sei Dank belässt er es bei denjenigen in meinem Schlafzimmer und in W's Arbeitszimmer. Das sind die beiden nach Südosten übereinanderliegenden Eckzimmer, die am meisten Spuren von "seepage" (Feuchtigkeit) zeigen, das obere leider auch "mould" (Schimmel). Der Strom fließt zur Zufriedenheit des Elektrikers ungehindert durch alle feuchten Wände. Zum Abschied sage ich der landlady, dass ich am Mittwoch wegfahre. "No problem," - ihre Antwort - "tomorrow (= morgen) they will come and fix the ladder". Dazu müssen sie aufs Dach, und um aufs Dach zu kommen, müssen sie ins Haus, und um ins Haus zu kommen, muss ich die Tür öffnen. Ich nicke. No problem. 

Das Arbeiten auf und mit Strickleiter-Leiter-Gerüsten beobachte ich seit Tagen und Wochen bei den Nachbarn gegenüber. Nepalesische Maler und Fassadenklopfer zeigen keinerlei Anzeichen von Höhenangst oder Gleichgewichtsstörung. Auch nicht barfuß oder in Slippers auf den runden Bambusstangen.

Am Abend sehe ich den neuen Mond, der bei uns im Himmel liegt. Über der hell erleuchteten Sichel rundet sich deutlich und rötlich der volle Erdtrabant.  

sto lot, auguri und happy birthday für Luigi in Basel

Sonntag, März 02, 2025

Gotra

Die Namen sind so verwirrend wie die Verwandtschaften oder meteorologischen Verhältnisse. Der Regen hat aufgehört und soll "nur" den Wechsel der Jahreszeiten markiert haben, wie mir die Nachbarin erklärt. Also von Winter zu Sommer? Von Frühling zu Frühling? Bald ist Hitze angesagt.

Lumbini ist kein Geheimcode für Buddhisten weltweit, sondern ein offener, verständlicher, klarer Wegweiser zum Geburtsort ihres Gründervaters. Allgemein zugängliche und von AI gespeiste Enzyklopädien, google maps oder Vielflieger kennen oder finden Lumbini aber in ihrem Korpus nicht. Es gibt weder einen Flughafen noch eine Stadt oder ein Dorf diesen Namens. Als ich mir vorab die Straßenverbindung von Pokhara nach Lumbini auf das Smartphone laden wollte, um dann unterwegs mit dem Zeigefinger unseren Standort auf der elektronischen Karte aufrufen, vergrößern oder verkleinern zu können, musste ich ziemlich viel Zeit und Grips investieren, um im Netz ans Ziel zu gelangen. Es gibt eine Provinz Lumbini und die ist für google maps zu groß und zu vielfältig, um mir eine einzige, die kürzeste und schnellste natürlich, Verbindung anzubieten. Ich konnte aber auswählen zwischen Lumbini Sanskritik, Lumbini Development Trust und Lumbini the Birthplace of the Lord Buddha. Nicht zur Wahl stand Lumbini UNESCO World Heritage Site. So oder so sind diese Destinationen mehr oder minder deckungsgleich, alternative Namen für ein und dieselbe Sehenswürdigkeit oder Pilgerstätte, 20 Kilometer westlich der nächstgrößten Stadt, Siddharthanagar gelegen. Siddharthanagar ist der Verwaltungssitz des zuständigen Distrikts Rupandehi. Die Stadt wurde 1967 unter dem Namen Bhairahawa gegründet und 1977 auf die Initiative des Dichters (oder der Dichterin?) Komal Dutta Tiwari nach dem in den Lumbiniblumengärten geborenen Buddha alias Siddhartha Gautama umbenannt. So weit so gut. Die Nepali nennen die Stadt unverdrossen ("formerly and colloquially" - wie es so schön heißt) bis heute lieber und liebevoll Bhairahawa. Ebenso den Flughafen, der 1958, also  bereits vor der Gründung der Stadt auf eben deren Gebiet eröffnet wurde als Bhairahawa Airport. Er wurde zeitgleich mit der Stadt, also 1977 umbenannt, aber nicht mehr mit identischem bzw. dem Ort zuzuordnendem Namen. Die Stadt heißt fortan Siddharthanagar, ihr Flughafen Gautam Buddha Airport. Natürlich gehen beide Bezeichnungen auf ein und dieselbe historische Person oder Inkarnation zurück. Aber das muss das Hirn des Ausländers oder der Ausländerin erstmal korrekt verarbeiten. Seit die 3 Kilometer lange Landebahn 2022 endlich eröffnet wurde, darf der Flughafen den Zusatz "International" verwenden, seine Abkürzung GBIA wird dadurch unaussprechlicher. Internationale Flugverbindungen sind im Aufkommen und local people bevorzugen local names, vertraute Namen. Sie wissen, was sie meinen, wenn sie uns fragen: Bhairahawa? 

Warum aber Gautam und nicht Gautama? Frage natürlich nur ich mich. Das Wort Gautama geht etymologisch auf Sanskrit gotra zurück. Gotra bezeichnet in Indien bis heute das patrilineare System exogamer Clans. Ende meiner Sonntagspredigt.

Samstag, März 01, 2025

Mayadevi

Neuer Monat. Es hat die ganze Nacht geregnet. W. ist in der Früh abgereist. Deshalb musste gestern die Wäsche trocknen. Deshalb fiel der Strom im dümmsten Moment aus. Der Community Manager hat mir nun erklärt, wie ich unser Haus an den Generatorstromkreislauf anschließe. Lieber spät als nie. Bei der Gelegenheit habe ich ihn in die Küche gebeten und er hat mir klaglos eine neue Wasserflasche aufgesetzt. Nun bin ich erstmal allein und versorgt.

Und denke weiter über Buddhas Mutter nach. Sie hieß Maya, wurde und wird auch Mahamaya (die große Maya) oder Mayadevi (Königin Maya oder Göttin Maya) genannt. Tatsächlich war sie die Ehefrau von König Shuddhodana, dem Herrscher des Sakya-Clans, also Königin. Maya war auch die Tochter des Königs von Devadaha, also Prinzessin. Und Devadaha war der Onkel von Shuddhodana, des Gatten Mayas. Maya war also Ehefrau und Cousine von Shuddhodana, Königin und Prinzessin. Reichlich kompliziert! Angeblich haben die beiden, das königliche Cousinenpaar, zwanzig Jahre lang vergeblich versucht, ein Kind zu zeugen. Dann stieg in Mayas Traum eines Nachts ein weißer Elefant vom Himmel und die Träumerin - ihr Name Mâyâ bedeutet im Sanskrit wörtlich "Illusion" oder "Verzauberung" - war überzeugt, dass sie endlich schwanger werde oder sei, und einen starken Sohn gebären würde.

So kam es denn auch. Aber nicht im Palast in Kapilavastu, wo der König und die Königin logierten, sondern draußen in der Welt, in den Lumbinigärten. Mâyâ war auf dem Weg in ihr Elternhaus. Zu ihrer Mutter. Zur eigenen Mutter haben Gebärende mehr Vertrauen, als zur Schwiegermutter oder dem ganzen Hofstaat. Das ist logisch und wird bis heute in gewissen Gesellschaften so praktiziert. Entweder ist Mâyâ in ihrer Sänfte zu spät aufgebrochen, zur Vollmondzeit, wie es heißt. Oder das Kind wollte raus, war ungeduldig und neugierig. Die Geburt setzte in dem Moment ein, als Mâyâ sich in den Blumengärten von Lumbini von der anstrengenden Reise ausruhte und den Zweig eines Baumes berührte. Der Sohn trat aus ihrer rechten Seite und bekam den Namen Siddhartha ("derjenige, der sein Ziel vollendet hat") und Gautama ("Anführer der Herde", "größter Stier") nach der Lineage, der Sippe (vergleichbar der römischen Gens), der er nun angehörte. Der Neugeborene konnte laufen und sprechen, tat sieben Schritte und verkündete, dies werde seine letzte (Wieder-)Geburt sein. 

Mâyâ starb sieben Tage nach der Geburt, wie sich das, wie ich lese, gehört für eine Buddhamutter, und stieg in den Tushita Himmel auf.