Da der Lärm über meinem Kopf unerträglich ist, gehe ich schon am Vormittag spazieren. In meine alte Heimat. Nach Panipokhari, die Golfutar hinunter, über die Ringroad, am Sitz des pretender vorbei, am Sitz des amtierenden Präsidenten vorbei, an der Polizeiakademie vorbei, an meinem Schuhmacher vorbei, an vielen Tempeln vorbei. Die Twintowers haben optisch ihren Drillingsbruder bekommen. Faktisch ist er aber noch unbewohnbar. Ich hole Briefe bei den wie immer leicht mürrischen Guards ab. Im Winter litten sie unter der Kälte, nun leiden sie unter der Hitze. Auch ich bin bereits durchgeschwitzt und will mich mit einem Americano in den Garten des Café Kunz setzen. Es ist zu. Neben dem geschlossenen Eisentor prangt unverdrossen das an die Wand geschraubte Emailleschild we are open. Ich marschiere weiter, erweise nach alter Sitte meine Reverenz am Kumaritempel, bestelle bei Mo:Mo Maya 200 gefrorene Momos (je 50 veg, paneer, buff und chicken). Hauslieferung bitte, ich kann sie bei der Hitze nicht mittragen und habe noch viel vor. Möchte den Tag im Grünen verbringen. Es ist der 17. März - Saint Patrick's Day!

Vor allem aber habe ich Hunger und beschließe, im Walnut Bistro
zu lunchen. (wie die Bögli zu sagen pflegte) - nun wo die Temperaturen stetig steigen, kann man endlich wieder draußen unter Bäumen (Walnut) essen. Es ist zu! Die Erklärung am geschlossenen Tor ist rührend und ich bin nicht die einzige, die genau davor strandet. Ich wandere also weiter, wollte eh auf den Kapan Hügel steigen, zum Kopan Kloster. Auf der Banshidar Marg klingelt mein Smartphone und mein Gatte lädt zu einer
flow meditation um 4 pm ein. Piano live. Im Shyalpa Monastery (the Temple of Energy). Das ist ungefähr dort, wo ich gerade hinlaufe. Aber noch eine gute Stunde zu Fuß. Und zu Mittagessenszeit ist es bis 4 pm noch lange hin. Ich nehme es als Wink des Himmels, den heutigen Weg abzukürzen und bestelle genau an der Ecke, wo ich gerade stehe, ein Bike-Taxi und brause glücklich, cool wie alle underneath mit dem Smartphone in der einen Hand, die andere locker auf meinem Oberschenkel, frei balancierend im Mittagsgetümmel über die Ringroad nach Hause. Will duschen, aufs Klo, mich umziehen und etwas essen. Dann
flow ... kaum steige ich euphorisiert vom Bike vor meiner Haustür ab, klingelt abermals das Smartphone, ich muss aber zuerst meinen driver bezalen, und derselbe Gatte teilt mit, er (genauer gesagt, sein Kollege) habe sich getäuscht, der
flow finde erst morgen statt. Macht nix, sage ich, die Handwerker bohren eh gerade den Granit auf dem Flachdach weg und lärmen, dass Shiva erbarm. Kaum bin ich im Haus, klingelt wieder das Smartphone. Wieder verstehe ich kein Wort. Die ganze Hütte zittert. Ich gehe wieder hinaus, vor das Haus, dort höre ich tatsächlich etwas besser, was der Anrufer sagt. Es ist Mo:Mo Maya, aber nicht Aaidim, bei dem ich eben die 200 Mo:Mos bestellt hatte (den hab ich gespeichert und das Smartphone hätte mir vorab gesagt, wer am anderen Ende spricht) sondern eine unbekannte Nummer. Prasana. Kollege von Aaidim erklärt, Aaidim habe sich verrechnet, ich müsse noch 400 Rupies nachzahlen. Kein Problem, sage ich. Kann ich bezahlen, wenn die Mo:Mos geliefert werden. Prasana ist erstaunt, dass ich die Mo:Mos nicht habe. Er weiß, dass ich 400 NRP zu wenig bezahlt habe, aber nicht, dass ich die Mo:Mos nicht mitgenommen habe. You don't have rhe Mo:Mos? No! Wir klären das Missgeschick auf. Er ruft noch mindestens 3 x an und noch mindestens 3 x verstehe ich kaum ein Wort bei dem Lärm im Hintergrund. Aber irgendwie gelingt es uns, den Weg zum Glück zu finden. Er schicke den
driver jetzt los, der bringe mir die 200 gefrorenen Mo:Mos, sei aber nicht berechtigt, Geld entgegen zu nehmen. Er, Prasana schicke mir zeitgleich per whatsapp den QR-Code und ich sage zu, den offenen Betrag stande pede übers Smartphone zu überweisen. Das Internet funktioniert. Der Lärm ist höllisch. Gesagt getan.
Nepal in a nutshell! Wir feiern ein halbes Jahr und treffen uns im Zen Bistro zu Essen. Ohne Flow.