Sonntag, März 09, 2025

Glückspilze und Sonntagskinder

W kommt mit dem üblichen Nachtflug aus Dubai am Morgen am TIA an. Er war eine Woche in Deutschland und sagt, wir brauchen dorthin nicht zurück. Das freut mich! Ich war drei Tage auf dem Land und sage, ich brauche in meinem Alter die Stadt. Das freut ihn.

Wäre er einen Tag länger geblieben und einen Tag später geflogen, hätten ihn die Montagsstreiks an den deutschen Flughäfen geerdet. Gegrounded. Zum Bleiben gezwungen. In Hamburg haben die Streiklustigen bereits am Sonntag ihre Arbeit niedergelegt. That's Germany! Wäre er auch nur einen halben Tag verspätet in Kathmandu gelandet, hätten ihn hingegen hier die Monarchienostalgiker daran gehindert, den Flughafen zu verlassen. Tausende hatten sich Fahnenschwingend versammelt, um ihren pretender (ex-King, wie die englischsprachige Presse ihn leicht despektierlich, wie mir scheint, tituliert) Gyanendra nach seiner dreimonatigen privaten Reise durch Nepal wieder in der Hauptstadt zu empfangen und jubelnd, singend, pfeifend in sein Domizil in Maharajgunj zu eskortieren. Weniger prominente Fluggäste hatten das Nachsehen. Mussten sich selbst und ihre Koffer zu Fuß weiter bringen. 

Wir saßen derweil zu Hause, W hatte bereits ein paar Stunden geschlafen, und verfolgten das Ganze auf einem unserer vielen Sofas über einen der diversen livestreams. Nach Sonnenuntergang kamen zwei Arbeiter, kletterten das Bambusgerüst hoch und stampften auf dem Dach herum. Sie deckten in der Dunkelheit vor dem Regen hektisch alle nach oben offenen Ziegelmauern ab.  

Nein, alles müssen wir nicht verstehen, nirgends auf der Welt!

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