Ab dem 1.3. sollte auch an unserer Fassade herumgeklopft werden. Auch wir haben feuchte Wände, besonders im Eckzimmer oben unter dem Dach. Das ist W's Arbeitszimmer. Es ist der 2. Stock, auch wenn ich ständig vom 3. rede. Wir haben über dem Erdgeschoss zwei Etagen und darüber das ausladende offene Dach. Die landlady fragte am 28.2. nach, wann sie am 1.3. kommen dürften und ich antwortete wahrheitsgemäß: "early in the morning". Sie erwiderte: "early in the morning won't be possible". Ich schwieg. Sie kam am Mittag mit einem neuen, diesmal senior engineer. Sie stiefelten durch das ganze Haus und aufs Dach, dort war nach dem Regen alles nass, also baten sie um Slippers und bekamen sie. Anschließend setzten sie sich in unser ebenerdiges Empfangszimmer und beratschlagten ungefähr eine Stunde und teilten mir das Resultat in english mit: dass "day after tomorrow" - also heute, am 3. - die Arbeiten an der Außenfassade aufgenommen werden würden. Denn tomorrow - morgen bzw. gestern aus heutiger Sicht - war ja am frühen Nachmittag des 1. bereits in kritischer Nähe und die Arbeiter noch outside the capital city of Kathmandu. Or even out of the country. In Dubai oder Dehli. Der Senior Engineer erklärte mir, das Problem mit der Feuchtigkeit müsse zuerst von außen angegangen werden und könne erst danach innen behoben werden. Ich nickte und - namaste! - schloss erleichtert die Tür hinter den beiden.
Heute ist Montag, von Samstag aus gesehen übermorgen - day after tomorrow. Ich bin wie immer früh auf den Beinen, am Schreibtisch und auf dem Trampolin. Nach Sonnenaufgang marschiere ich zu meinem Laxmibaum und meditiere hoch in den blauen Himmel mit Morning-QiGong. Zurück zu Hause göttliche Ruhe. Niemand zu sehen, nichts zu hören und ich beschließe, meine Pläne für diese Woche festzuklopfen. Gegen Mittag kommt die landlady unangekündigt mit dem alten Elektriker, der hier schon das eine und andere Mal kaum die Treppen hochkam, aber sämtliche verwunschenen Wege und verschlungenen Verbindungen der Stromleitungen im Haus kennt. Er soll nochmals alle (ALLE? frage ich entsetzt, dazu braucht er mindesten 3 Tage) Steckdosen im Haus überprüfen. Lord Shiva und seiner Gattin sei Dank belässt er es bei denjenigen in meinem Schlafzimmer und in W's Arbeitszimmer. Das sind die beiden nach Südosten übereinanderliegenden Eckzimmer, die am meisten Spuren von "seepage" (Feuchtigkeit) zeigen, das obere leider auch "mould" (Schimmel). Der Strom fließt zur Zufriedenheit des Elektrikers ungehindert durch alle feuchten Wände. Zum Abschied sage ich der landlady, dass ich am Mittwoch wegfahre. "No problem," - ihre Antwort - "tomorrow (= morgen) they will come and fix the ladder". Dazu müssen sie aufs Dach, und um aufs Dach zu kommen, müssen sie ins Haus, und um ins Haus zu kommen, muss ich die Tür öffnen. Ich nicke. No problem.
Das Arbeiten auf und mit Strickleiter-Leiter-Gerüsten beobachte ich seit Tagen und Wochen bei den Nachbarn gegenüber. Nepalesische Maler und Fassadenklopfer zeigen keinerlei Anzeichen von Höhenangst oder Gleichgewichtsstörung. Auch nicht barfuß oder in Slippers auf den runden Bambusstangen.
Am Abend sehe ich den neuen Mond, der bei uns im Himmel liegt. Über der hell erleuchteten Sichel rundet sich deutlich und rötlich der volle Erdtrabant.
sto lot, auguri und happy birthday für Luigi in Basel
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