Mittwoch. 15. Ashoj. Feiertag. Maha Nawami. Die Nacht war schwarz für Kali, die Böse. Kalaratri. Der Tag, der neunte von Dashain, der neunte des zunehmenden Mondes, wird heiß. Er gehört den Göttinnen Durga Bhawani und Chamunda. Letztere soll den Dämon Raktabij an diesem neunten Tag nach Neumond getötet haben. Also ein weiterer Sieg einer Guten über einen Bösen.
Derweil salbt Präsident Paudel im Präsidentenpalast die Füße von 9 Jungfrauen (Navakanya), sie sollen heute symbolisch die neun Inkarnationen der Göttin Nawadurga auf Erden vertreten.
Mit den Jungfrauen ist es so eine Sache. Wie mit den Frauen überhaupt. Gestern wurde die neue "living goddess" inthronisiert, die Kindergöttin Kumari. Die zweieinhalbjährige Aryatara Shakya löst Trishna Shakya ab, die pünktlich mit ihrer ersten Monatsblutung aus dem buddhistisch-hinduistischen Göttinnenuniversum zurück ins irdische Leben verstoßen wird. Das ist nicht einfach für ein Mädchen, das zehn oder mehr Jahre seines jungen Lebens als lebende Göttin hinter den Gittern der Tradition verbracht hat und künftig seine "Tage" in einer Chaupadi verbringen darf. Kürzlich wurden in Kanchanpur von den Behörden 150 dieser Chaupadi (menstrual huts) zerstört. Um der Unsitte, unreine, weil menstruierende Frauen von Haus und Herd und heiligen Stätten zu vertreiben, und in schmutzige Viehhütten zu sperren, die längst unter Strafe steht, ein Ende zu setzen. Die Hütten werden traditionsgemäß so schnell wieder aus dem Boden schießen, wie sie diesem Erdboden gleichgemacht wurden. Menstruierende Frauen haben bis heute an keinem der Dashaintage Zugang zu den Tempeln. Daran ändert die Salbung des Präsidenten nichts. Seine weiblichen Gäste wurden sorgfältig ausgesucht und sind erwiesenermaßen im vormenstruierenden Alter.
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