Freitag, Oktober 31, 2025

Regen

Es regnet. Was soll ich sagen. In den Bergen ist es schlimmer. Bergsteiger sterben, weil die Hilfe nicht rechtzeitig kommt. Weil die Helikopter nicht fliegen können. Weil auch beim schlimmsten Wetter zuerst die Zuständigkeiten geklärt werden müssen. Eine internationale Versicherung verlangte, dass der Versicherte selbst den Antrag auf den Rettungseinsatz stellen müsse. Der lag aber unansprechbar auf 6800 Metern. Die Sherpas übernahmen, wie immer, den Notdienst und brachten den Mann in das nächste Basislager. Er starb, bevor sie es erreichten. Ich mache mir Mo:Mos am Mittag, weil ich Hunger habe und nicht aus dem Haus will. Ich stelle den elektrischen Boiler an, weil die Sonne seit Tagen ihren Dienst versagt und kein warmes Wasser mehr vom Dach liefert. Ich sammle alle verfügbaren Eimer im Haus ein und platziere sie wieder in Ws leergeräumtem Arbeitszimmer. Der Regen sucht auch den Weg ins Trockene. W ist über den Wolken. Auf dem Rückflug. Maschinen aus dem Ausland landen meist so spät in der Nacht, dass es keine Rolle mehr spielt, ob die Sicht gut ist oder nicht. Hauptsache das ILS funktioniert und die Lotsen am Boden sind noch wach. In Bancharedanda blockieren die Anwohner die Zufahrtswege zur Müllkippe. Die Stadtverwaltung bittet uns freundlich, unseren Hausmüll zu Hause zu lagern. Die locals wollen, so erklären sie auf Transparenten und vor laufenden Kameras, wie die meisten Menschen dieser Welt nicht neben einer stinkenden Müllkippe leben. Schon ihre Eltern hätten dagegen gekämpft und ihre Großeltern. Auch ihre Kinder würden, da sind sich alle einig, weiter kämpfen müssen.

In meinem früheren Leben war ich zehn Jahre Schiedsfrau für Mitteldithmarschen. Mein ultimativer Rat an zerstrittene Nachbarn war immer: wegziehen!

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