Made in Nepal. Gen Z, die Armeeführung, Kathmandus Mayor Shah und Staatspräsident Paudel wollen sich auf die Interimsnachfolge des abgesetzten, zurückgetretenen PM Oli einigen, der laut Verfassung seinen Job bis zu den Neuwahlen noch machen müsste. Aber es aus gutem Grunde nicht tut. Nach Wunsch der einen soll eine Frau gesetzten Alters, die frühere Oberste Richterin Sushila Karki übernehmen. Andere favorisieren den jungen, energischen, unabhängigen Harka Sampang, derzeit Mayor von Dharan Sub Metropolitan City. Wieder andere wollen Kulman Ghising, der als managing director der NEA (Nepal Electricity Authority) das Land einst vor dem totalen blackout gerettet hat. Aber es gibt eine Verfassung, die outsider im Amt des PM nicht zulässt. Es müsste ein member of parliament sein. Ob dieses Parlament noch existiert, weiß keiner, noch wie es in dieser verworrenen Situation aufzulösen wäre. Der Staatspräsident pocht auf minimal constitutional damage.
Die Ausgangssperre wird um ein paar Stunden am Morgen und Abend gelockert. Damit die Leute, die bei Behörden, öffentlichen Einrichtungen und Banken angestellt sind, zur Arbeit kommen und danach wieder nach Hause. Alle anderen sollen zu Hause bleiben. Nach 19 Uhr gilt über Nacht bis morgen früh 6 am wieder strikes Ausgehverbot.
Es regnet. Beide Katzen haben ihr Frühstück im Trockenen bekommen. Der Müll wurde abgeholt. In Ermangelung anderer Geräusche höre ich deutlich das Brummen von Flugzeugen auf dem Rollfeld des TIA. Ab und zu steigt eines in den Himmel. Und dann noch eines. Und noch eines. Den Rauch am Horizont (vielleicht vom business complex der Bishal Group?) haben endlich die Wolken geschluckt. Wenn heute noch Trinkwasser geliefert wird, ist alles gut.
Update zur guten Nacht: es wurde kein Trinkwasser geliefert, aber wir haben noch einen fast vollen Bottich und werden nicht verdursten. Update vom Auswärtigen Amt (D): von Reisen nach Nepal wird abgeraten. Update vom Gesundheitsministerium: 34 Tote, 1368 Verletzte, davon konnten 949 das bzw die Krankenhäuser landesweit bereits wieder verlassen. Wir gehen spazieren mit vielen anderen während der kurzen curfew-Pause, kaufen ein und essen im Gurung-Restaurant. Das commitee unserer vornehmen housing-society hat beschlossen, das Hinweisschild unten an der Golfutar sowie das stolze Namensschild über dem massiven Eingangstor zu entfernen. Die Nachbarn fürchten nach wie vor den Zorn der Gen Z. Schämen sich plötzlich ihrer location. Benannt nach dem nepalesischen "Nudelkönig", dem Gründer der Chaudhary Group (CG Corp Global) - die durch die Proteste und deren "Begleiterscheinungen", wie viele andere, zu erheblichen materiellen Schäden gekommen ist (die sie, in Klammern sei's bemerkt, besser verkraften kann als alle andern). Nun schämen sich meine Nachbarn ihrer einst so festen und sicheren, weithin sichtbaren weißen Burg auf dem Hill.
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