Freitag, September 26, 2025

Eier

Ich habe endlich begriffen, dass die Nepali Eier nicht im Dutzend kaufen, weder im Ganzen noch im Halben. Sondern im Karat. Oder auf einem Quadrat, das rechteckig ist und das sie mit einem ebenso großen Deckel zusammengebunden, sicher durch das Gedränge und Gehupe auf den Straßen nach Hause transportieren können. 1 karat - एक क्यारेट - sind 5 x 6 = 30 Eier. Wir haben nicht Ostern, sondern Dashain. Im Moment nicht wirklich, eher so etwas wie vor-, between-, oder besser: intermittent-Dashain. Hin und wieder Dashain. Im Wechsel mit Arbeitstagen hin und wieder Feiertag. Könnte der Vorweihnachtszeit in christlich geprägten Ländern im Rest der Welt entsprechen. Einkaufsstress. Massiv reduziert, weil in Nepal grundsätzlich niemand Stress kennt. Und weil nach den alljährlich prompt (wie das Amen in der Kirche) auf- und eintretenden Monsunschäden (Überschwemmungen, Erdrutsche) etliche Brücken kaputt und viele Hauptverkehrsadern unpassierbar sind. Weil landesweit gerade alle Warenhäuser mitsamt der Waren in Schutt und Asche liegen. Weil nach einer Woche curfew Lieferungen immer noch im Stau stecken. Verderbliche Waren sind längst verdorben. Die shutterkeeper auf der Golfutar jammern, dass die Bestellungen für Teej (das Fest for women only genau vor einem Monat) noch nicht eingetroffen sind, woher sollen also jetzt die Geschenke für Dashain kommen? 

Weil heute nicht Feiertag ist, marschiere ich zur Bank, Filiale Golfutar. Wie nicht anders zu erwarten, erledige ich nicht, was ich erledigen wollte. Also kaufe ich auf dem Rückweg Eier, अण्डा - Andaa, 1 Karat: मलाई एक क्यारेट अण्डा दिनुस।

Weil Dashain vor der Tür steht. Die Hauptfeiertagswoche, während der tatsächlich alles still steht, was stillstehen kann. Dragon bleibt geschlossen. Auch die Köchinnen und die Kellnerin wollen zu ihren Familien nach Hause. Und der Chef kann endlich sein wenige Wochen altes Töchterchen im Arm wiegen. Und weil ich jeden Tag 1 ganzes Ei (one whole egg) essen soll. Um 15 Uhr. Um 11 Uhr soll ich lunchen. Vorher natürlich selber kochen. Reis, Chicken (you have to eat every day chicken) und Gemüse. Den Teufel werd ich tun! Chicken esse ich tatsächlich mehr oder minder jeden Tag und ein Ei normalerweise auch. Alles am Abend bei Dragon. Da bin ich gut aufgehoben und werde freundlich bedient, und brauche nie ein gerupftes Huhn vom shutter an der Straße ohne Kühlung in meine Küche holen. Überhaupt frage ich mich im Nachhinein (nach wie vor übel gelaunt, mit üblen Kopfschmerzen und übel zugerichteter Nase), warum eigentlich ich mich von einer blutjungen Ernährungsberaterin vollschwatzen lassen musste. Weil ich für mein Alter eine gute Figur abgebe? Und nicht mein gleichaltriger Gatte, der mindestens das Doppelte von dem, was ich an Gewicht zulegen soll, ablegen dürfte.

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