Sonntag, August 31, 2025

Vokativ

Sonntag. Nach zwei Tagen Trübsal endlich wieder der glückliche Start in den Tag: Gurubaa. Heute sagt er mir, dass der Fachbegriff für seinen Beruf शिक्षक - Siksak ist. Ich weiß. Das Wort war mir aber immer zu kompliziert. Ich mag nur kurze Wörter und kurze Sätze. Ich verstehe nur klare Ansagen. गुरुबा - Gurubaa klingt freundlicher mit dem zweisilbigen गुरु.  -बा ist das fast familiäre Anhängsel. Im Polnischen wäre das der Diminutiv oder ein Vokativ. Aber so etwas kennt Nepali mW nicht. Dafür hält es für fast alle Dinge des Lebens eine einfach und eine komplizierte Ausdrucksweise bereit. Eine einfache oder komplizierte Herangehensweise. Es ist alles nur eine Frage der persönlichen Sichtweise. Jeder und jede hat die Wahl. So oder anders zu sein, zu sprechen, zu schreiben. 

Der Arzt ist entweder डाक्टर - daktar. Oder चिकित्सक - chikitsak. Da fällt die Wahl nicht schwer. Der berühmte plumber (Dauergast in unserem Haus) ist प्लम्बर - plambar, der Bäcker (den ich nicht brauche) बेकर - bekar. Don't worry, sagt nun auch शिक्षक. Wie vor ihm गुरुबा. Don't worry, das sagen alle seit Anbeginn. Wenn Du ein Wort nicht weißt - er duzt mich nicht wirklich, sondern benutzt immer die sehr respektvolle Form einer Schülerin gegenüber, die älter ist als seine Großmutter - , sagst du es einfach auf englisch. Das verstehen alle. 
Er erklärt mir, was auf dem Plakat steht, an dem ich jeden Tag vorbeilaufe und über dessen Inschrift ich schon nächtelang sinnierte: Brijesh (= Name des Frisörs in gelb) - Hair Dresar (Beruf in weiß). 

Samstag, August 30, 2025

Literaturbilder

Ich dachte, mit der abflusslosen Dusche sei mein Tiefstpunkt erreicht. Weit gefehlt. W., in der Nacht aus dem Ausland zurückgekehrt, sitzt am Nachmittag ausgeschlafen an seinem Schreibtisch in seinem häuslichen Arbeitszimmer unter dem Dach. Er ruft mich, will mir eine Freude machen, zeigt zur Decke. Dort hängt ein Wassertropfen. Direkt neben der Deckenlampe. Ungefähr einmal in der Minute, sagt der Mann, fällt ein Tropfen hinunter. In den Nacken, oder auf den Boden. Derweil bildet sich oben bereits der nächste. Wir rücken den Schreibtisch näher ans Fenster und ich stelle meinen kleinen roten Plastikeimer mitten ins Zimmer. Wie man sich verhält, wenn man während des Monsuns merkt, dass das Dach nicht dicht ist, habe ich aus Karnali Blues gelernt. 

Freitag, August 29, 2025

Freizeit

Freitag. Freizeit. Unser neuer Samstag. Diese Woche war kurz und trotzdem anstrengend mit Gurubaa. Es regnet seit dem frühen Morgen. Oder seit dem späten Abend. Ich weiß es nicht. Ich habe Bücher bestellt und lege mich zum Lesen auf das Sofa in die Bibliothek. Hier sind die Wände trocken. Ich solle mit dem roten anfangen, empfahl mir Pranai. Ich höre immer auf meine Lehrer. Auch auf die verflossenen. Also fange ich mit dem roten an: The Tutor of History.

Alternativ finde ich in meinem Postfach das Gedicht der Woche: Der letzte Tag im August. Von Michael Krüger. Auch schön. Aber nicht passend in meine Zeit. Der Apfel am Stamm hat hier nichts zu suchen.

Donnerstag, August 28, 2025

Steinfrüchte

Dauerregen, wie es sich gehört. Sigi, die trächtige Katze kommt nicht zum Frühstück. Tom hat den strategischen Platz auf dem Schuhschrank vor der Haustür eingenommen und bekommt sein Futter ausnahmsweise im Trockenen vor der Vordertür. Was ihn nicht daran hindert, schnurstracks ums Haus herumzulaufen, sobald er mich in der Küche rumoren hört, und vor der Hintertür dem Verhungern nahe herzzerreißend zu jammern.

Die hiesige Mangoernte scheint dem Ende entgegen zu gehen. Es liegen jetzt pralle chinesische Exemplare bereit, mit rotgefärbten Wangen. Ich misstraue diesen Früchten, kaufte aber gestern auf dem Heimweg im Regen doch zwei. Legte sie über Nacht in Wasser ein, wie mir Pranai, der im Hauptberuf Arzt ist, in Thamel vor langer Zeit geraten hat. Um die Chemikalien auszuschwemmen. Es müssen in der Tat gepamperte, womöglich genmanipulierte Mangos sein, den in den riesigen Früchten ist nur noch eine schmale ovale Scheibe als Stein vorhanden. Ich weiß nicht, wozu der Stein in Steinfrüchten wirklich gut ist, aber irgendeinen Sinn muss ihm die Evolution schon gegeben haben. Meist umschließt er den Fruchtkern und behütet den Samen. Die chinesische Mango, die ich mir heute zum Frühstück aufschneide, scheint keinen Samen mehr zu haben, der Stein ist zu einer flachen Attrappe verkümmert. Dafür liefert sie mir so viel Fruchtfleisch, dass ich mehrere Tage davon zehren kann. Je kleiner das Hölzerne nicht Essbare, desto größer die saftigsüße Ausbeute. 

Mittwoch, August 27, 2025

my whole life

Die Kinder haben in unserer Siedlung auf dem Hill (= guarded community) keinen Platz zum Spielen. Fußball spielen die Jungs auf der winzigen Wiese neben dem Pool. Naturgemäß landet der Ball immer wieder im Wasser. Oder jenseits des Zauns. Aus dem Wasser fische ich ihn, wenn ich gerade schwimme. Jenseits des Zauns ist es schwieriger. Die kids - auch die Größeren, Halbwüchsigen, Schlaksigen - dürfen offenbar das eingezäunte Gelände nicht verlassen. Dann muss einer der Guards entweder außen herum laufen oder den Schlüssel für ein verschlossenes Tor suchen, aufschließen und den Ball für die verwöhnte Bande holen. Oder sie spielen auf den kleinen Wegen zwischen den Häusern. In unserem Minigarten landen immer wieder Bälle verschiedenster Größe. Manche finden die Kinder selbst, andere finde ich im Morgengrauen im Gestrüpp. Kürzlich, als ich gerade einen grasgrünen Cricketball auf den Pfosten legte, auf dem seit unserem Einzug die Lampe fehlt, war der eine Junge bereits außer Atem. Die Kinder spielen am Nachmittag nach der Schule und am Morgen vor der Schule. Er bedankte sich und fragte mich in fließendem Englisch, wie lange wir hier schon wohnen. Ich sagte, bald ein Jahr und fragte ihn, wie lange er schon hier wohne. "My whole life", verkündetet der Knirps mit den rabenschwarzen Augen und rannte weiter.

Heute erreicht mich die Nachricht, dass in Meldorf Anna W. gestorben ist. My whole life ... ich glaube, Anna sehnte sich mit zunehmendem Alter zunehmend nach Schweden. Wir hingegen wohnten die ersten Monate in ihrem Haus an der Hafenchaussee. Damals war ich dort mehr als glücklich, denn die Straße führte mich, wie ihr Name sagt, geradewegs an den Hafen, am alten vorbei zum neuen, an die Meldorfer Bucht, ins Wattenmeer. RIP - wo auch immer! 

Dienstag, August 26, 2025

teej

Es ist der dritte Tag nach Neumond im Monat Bhadra. Die Hindufrauen feiern und fasten zum Wohle ihrer Männer und Söhne. Sie trinken nicht einmal Wasser und tanzen den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch. Als ich das kürzlich sinngemäß mit den Worten kommentierte, mitten im Sommer 24 Stunden ohne Wasser bei körperlich ausgelassener Tätigkeit wie tanzen dürfte ungesund sein, erhielt ich von einem Nepali die Antwort: der Glaube an Lord Shiva würde die Frauen nähren. Meine Nepaliclass fällt wieder aus, obwohl ich Gurubaa daran erinnere, dass in meinem Nepalicalendar steht: "Haritalika TeejHoliday for Women Only". Er besteht darauf und ich lasse ihn. Ich will kein weiteres Unglück heraufbeschwören.

Stattdessen rücke ich im Morgengrauen meinen Schreibtisch von der bröckelnden Wand weg und habe nun eine noch bessere Aussicht über das Valley. Ich wage die Flucht nach vorne und lese den Böglicomic, den ich gestern aus Rzeszów elektronisch zugestellt bekommen habe. Die Papierausgabe ist per snailmail nach Meldorf unterwegs und landet möglicherweise nach einer Umrundung der Erdhalbkugel wieder beim Absender. Oder ganz ohne Umweg direkt in einer blauen Tonne der deutschen Post. Ich ergreife die Flucht nach vorne und nach hinten zugleich. Kürzlich begrüßte ich Gurubaa am Morgen mit witam. Er verstand nicht, und Pranai in Thamel hat es nie verstanden, warum mir hier in Kathmandu ausgerechnet das Polnische ständig zuvörderst auf der Zunge liegt. Weder der eine noch der andere Lehrer kann nachvollziehen, in welch sprachlichem Durcheinander ich seit Monaten funktioniere, mehr schlecht als recht. Das kann niemand nachvollziehen. Alle Kinder sprechen hier besser englisch als ich und Nepali über Englisch zu lernen, ist schon halsbrecherisch für mich. Da sucht sich mein müdes Hirn offenbar immer mal wieder eine Auszeit, Linderung und Labsal im Vertrauten. Im Polnischen! Ich  feiere heute meinen persönlichen womansday mit Lina Bögli po polsku. Sekrety szwajcarskiej guwernantki. Kein Fasten, sondern viel Seelennahrung.

Und vergesse dabei nicht Giselas Geburtstag: happy birthday nach Wülfrath! 

Montag, August 25, 2025

waterproofing

Ich glaube, dieses Wort versetzt mir hier den Todesstoß: waterproofing. Ich glaube, eine berüchtigte Foltermethode klingt ähnlich: waterboarding. Todesstoß und Folter ist natürlich, wie vieles andere mehr, von mir maßlos übertrieben. Heute erreicht meine Verzweiflung in diesem Land ihren Tiefstpunkt. Meine aktuelle Seelenverfassung veranschaulicht das Foto der sauber gefliesten abflussfreien neuen Dusche (siehe blogeintrag von Freitag). Gurubaa meldet sich um 05:37 am ab. Magenschmerzen. Kann ja vorkommen, nur fehlt mir nun zu allem Unglück auch noch Nepali zum Start in den Tag. Der Angetraute ist längst in Bangkok an der Sonne. Und von meinen Wänden rieselt es weiß und fein. Die Südwand ist mittlerweile gut durchfeuchtet. Das Wasser tropft (fast) nicht mehr außen herunter, seit einer oben auf dem Dach waterproofing (= Imprägnierung, Dichtmachung) ausgeführt hat. Nun sucht es sich erfolgreich andere Wege. Die Wand schimmelt, die Farbe flockt auf. Die Sporen segeln wie Schnee durchs ganze Zimmer. AC (air condition) nutze ich schon lange nicht mehr, weil dann das Zeug von den Wänden nur aufgewirbelt und nonstop gleichmäßig verteilt wird. Ich öffne stattdessen die Fenster. Und sitze den lieben langen Tag im kühlen Windzug am Schreibtisch. Und lasse mich beschneien. Dieser Schnee ist giftig und fällt auf mein Haupt, auf meine Tastatur, in meine Wörter, in meine Teetasse und das Wasserglas, siedelt sich unter den Fingerspitzen an und auf den Lippen - den bitteren Geschmack auf der Zunge werde ich nie wieder los! Natürlich ist eine gute Portion Hysterie mit dabei, Panik, Einsamkeit und Trauer. Die Augen brennen und tränen. Die Haut juckt. An beiden Schläfen klopft es wie wild. Jemand verlangt Einlass! Ich kann nichts mehr sehen, nichts mehr lesen, nichts mehr schreiben. Am Mittag springe ich in den pool und schwimme meine 40 Längen plus 10 Bonus = 50. Noch kann ich zählen und addieren!  

Sonntag, August 24, 2025

Feinschmecker Zwo

Sonntagsbraten. Tom verzehrt ein Streifenhörnchen mit Haut und Haar und buschigem Schwanz. Das Streifenhörnchen hat sich vorher an den Gaben am Shivatempel sattgefressen. Und ist übermütig über den Zaun gehüpft. Tom kennt alle Pappenheimer und kommt so in den Genuss der noch unverdauten Vitamine aus den Früchten, Beeren, Nüssen und Körnern. Zum Glück macht er sich nicht auf unserem chinesischen Türvorleger über seine Beute her, sondern speist vornehm im ungeschnittenen Gras. Dort liegt es sich weich und grün. Er ist konzentriert und lässt sich durch mein Knipsen nicht stören. Sogar mein Lob verhallt ungehört.

Übrig bleibt nichts. Nicht einmal ein Blutfleck, Fußabdruck oder ein einzelnes gestreiftes Haar aus dem Fell dieses squirrels, lat. lokriah, nepalesisch ebenso: लोखर्के.

Tom trollt sich zur Seite, legt sich mit schwerem Bauch nicht auf das Sofa, sondern auf die kühlen Steinplatten im Schatten, streckt alle vier Pfoten von sich und schläft tief und fest ein.

Samstag, August 23, 2025

Neumond. Schon wieder

Samstag. शनिबार. Sanibar. Feiertag. Normaler Eintageswochenende-holy-day. बिदा. Bida. Oder komplizierter छुट्टी. Chuti. W ist wieder weg, noch bevor der Mond am Mittag leer ist. नयाँ चन्द्रमा. Neumond. Naya(m) candrama.

Ich schreibe Buchstaben. Schwarz. 2 Zeilen Vokale und 7 Zeilen Konsonanten. Plus ein bisschen. Ganz nach eigenem Gutdünken. Weil noch Platz ist.  Das ganze Alphabet mit den sogenannten similarities. Rot. W hat mir ein leeres Plakat überlassen, das ist genauso lang wie meine Schultafel. Kräftiges Papier. Ich ziehe zuerst Bleistiftlinien, senkrechte und waagerechte. Damit ich mich nicht verrenne auf dem leeren weißen Feld. Und dann schreibe ich. Buchstaben. Ein ganzes Alphabet. Aber ohne half letters und ohne regular or irregular consonant clusters. Die kommen vielleicht später. Dafür muss ich mir zuerst eine Ordnung ausdenken. 

Bis es Gurubaa morgen früh begutachtet, lege ich mein Alphabet auf das Trampolin.


Freitag, August 22, 2025

nomen

Ich staune immer wieder über die kreative Konfliktvermeidung in diesem Land. W beanstandete, dass der Abfluss in der neuen Dusche Verletzungsgefahr berge. Typisch deutsch bürokratisch. Was nicht ausgeglichen bodeneben ist, kantig und schräg zugeschnitten, könnte eine Stolperfalle sein oder Zehen aufschlitzen. 

Eine halbe Stunde später steht der Chefplumber mit seinem Gehülfen vor der Tür, der diesen unheilvollen Wasserabfluss einfach zupflastert.

Jetzt hat die neue Dusche gar keinen Abfluss mehr und das Duschwasser läuft ungehindert ins Badezimmer hinein (das tat es schon vorher) bis zu dem Abfluss unter dem Waschbecken in der diagonal entferntesten Ecke. Mit Wasser und nassen Füßen haben die Nepali, wie bereits gesagt, überhaupt kein Problem. Nicht nur während des Monsuns nicht. Sondern nie.

Ungeachtet all dessen werden unsere Visa bis Ende November verlängert. Ich habe ein Business Visa, mein angeheirateter Gatte ein Dependent Business Visa. You are the boss, erklärt mir Mr Gurung, mit dem ich kürzlich zweimal auf dem scooter durch die alte Heimat fuhr, und lächelt verschmitzt. Gurungs gibt es hier wie Sand am Meer. 

Donnerstag, August 21, 2025

omen

Das neue Bad hat noch keinen Duschvorhang. Vor allem aber kommt aus dem Duschkopf kein warmes Wasser. Es ist nicht so, dass das Wasser zu kalt ist. Nein es versiegt einfach vollkommen, wenn der Wasserwärmeregler ganz nach links, auf rot oder heiß, wie auch immer, gedreht wird. Dann kommt nicht nur kein warmes Wasser, sondern gar kein Wasser. Was das bedeutet, mag der plumber wissen.  

Draußen sehe ich einen Regenvorhang nach dem anderen. Die haben die entgegengesetzte Funktion eines Duschvorhangs, bewegen sich mit ihrer Fracht gezielt auf mich zu. Ich kann mich hier oben auf dem Hill auf kein Radar verlassen und darf keiner Vorhersage glauben. Oft sagt mir das Wetter auf dem Smartphone, es würde gerade sintflutartig gießen und ich hänge fröhlich die Wäsche aufs Dach. Darüber wolkenloser Himmel und eine Hitze, dass es kaum auszuhalten ist. Ich verlasse mich nur noch auf den Augenschein und die Hautoberflächenempfindlichkeit. 

Heute früh lief mir eine Schlange vor die Füße, gerade als ich die Stufen hinter dem Tempel hochstieg und nach Hause laufen wollte. Vielleicht lief auch ich ihr vor die Füße (den Bauch). Sie erschrak womöglich genauso wie ich oder schlängelte einfach vor sich hin, weiter ihrer Wege ins Gebüsch, schwarz und ziemlich lang.      

Mittwoch, August 20, 2025

Feinschmecker

Nach dem Aufwachen sehe ich erfreut, dass zwei Feigen bereits erntereif sind. Die hole ich nachher zum Frühstück, denke ich und mache mich an meine Hausaufgaben. "10 nice sentences" soll ich aufschreiben. Ich habe meiner Lebtag noch nie so schön und so viel von Hand geschrieben. 

Als ich nach getaner Arbeit und nach unserer heutigen nepali-class meine, wie ich meine, verdiente Belohnung aus dem Garten holen will, sehe ich, dass nicht nur ich mich an reifen Feigen erfreue. Dass mir spitze Schnäbel zuvorgekommen sind. 

Was lerne ich daraus? Jeden Tag lerne ich etwas für mein Leben, sagt Gurubaa. Keine Zeit verstreichen lassen, keine Gelegenheit verpassen, nur an hic et nunc denken (in welcher Sprache auch immer), weder an ein Morgen geschwiege denn Gestern, sofort zugreifen! Und ich lerne: auch in diesem Land sind die Gefiederten Feinschmecker. 

Dienstag, August 19, 2025

शुभकामना

Heute wird Rhea aus Maui in Berlin 91 Jahre alt. Das ist so gut wie unvorstellbar! Die meisten Geburtstage sind meinem Gedächtnis entfallen. Es ist müßig, aus dieser Entfernung Glückwünsche auszusprechen. 

Aber an Rhea denke ich seltsamerweise immer. Heute vor einem Jahr war nicht nur ihretwegen ein denkwürdiger Tag. Der heutige Dienstag - मंलबार mangalbar - kommt da vergleichsweise unaufgeregt und entspannt daher.

Wenn ich nur ansatzweise Rheas Alter erreiche, lohnt es sich allenthalben, dass ich mich gerade nur auf eine einzige Aufgabe konzentriere. 

शुभकामना - good luck, dear Rhea!

Montag, August 18, 2025

Sombar

Auch der Montag - साेमबार (sombar) hat meines Wissens nichts mit dem Mond zu tun. Alles andere hat in diesem Land mit dem Mond zu tun, nicht aber unser Montag. Der Mond nimmt am Himmel noch bis Ende der Woche ab. W sagt, er würde das nicht schaffen. Sich "so auf eine Aufgabe zu konzentrieren." 

So? Wie? Monothematisch über einzelne Buchstaben einer fremden Sprache und ihres verrückten Alphabets nachzudenken? Er hbat recht, ich tue seit fast einem halben Jahr nichts anderes. Blogs zu schreiben, fällt mir zunehmend schwerer. Mein zweites notebook liegt staub- und diebstahlsicher im Kleiderschrank. Bei all den Handwerkern, die ständig durchs Haus laufen ... unsere landlady hat mir am ersten Tag in diesem Haus ans Herz gelegt, Wertsachen sowie den Kühlschrank unbedingt immer ein- bzw. abzuschließen. In diesem zweiten notebook in meinem zweiten Kleiderschrank im oberen Stock liegt gut verwahrt ein unvollendeter Roman. Mag er dort liegen. 

Ich konzentriere mich derweil auf meine Aufgabe. Was soll ich denn sonst tun? W erzählt ständig Geschichten aus seiner Kindheit. Oder referiert mir Nachrichten aus Deutschland und aus der großen weiten Welt. Aus dem Internet. Mich interessiert das alles nicht. I couldn't care less ... sein geflügeltes Wort seit Jahrzehnten. Das mache ich nun meinem. I couldn't care less ... 

Sonntag, August 17, 2025

sun day

आइतबार. Hat meines Wissens nichts mit der Sonne zu tun. Aber mit Arbeit in diesem Land. Heute früh steigt endlich einer aufs Dach. Denn von da oben tropft es unablässig nach unten. Ob es regnet oder nicht. Er kommt natürlich sofort wieder herunter. Denn oben hat sich während der Nacht ein wahrer See angesammelt und der Arbeiter hat nun nasse Füße. Nasse Füße stören niemanden in diesem Land. Aber eine nasse Unterlage stört, oder ist hinderlich, wenn undichte Stellen abgedichtet werden sollen. Er will von mir Lappen und Besen. Bürsten und Lächeln. Wir haben Glück, die Sonne scheint und erledigt den Rest.

Samstag, August 16, 2025

family day

Weil Samstag ist, kommen die Handwerker mit drei Stunden Verspätung und mit Familie. Die Frau - sie sieht nicht aus, als ob sie einen Finger rühren wollte - platziert zuerst kunstvoll ihren Regenschirm in dem immer noch unfertigen Bad. Dann werden alle Smartphones (es sind 5 an der Zahl) rund um das Waschbecken drapiert. Später werden Steckdosen gesucht. Das kenne ich schon. Dann kommt die Umkleide. Irgendwann muss notgedrungen auf das Herrenschlafzimmer, das zum ensuite gehört, ausgewichen werden. 5 Leute mit Rucksäcken, Sandsäcken, Handschuhen, Handtaschen, Regenschirm, Wechselkleidung - da platzen irgendwann die Wände. Und mir der Kragen. Ich scheuche die weg, die hier nichts zu tun haben. Unmissverständlich! Mein Haus ist eine Dauerbaustelle, kein चाैतारि - Chautari. In Thamel übersetzten wir das Wort als resting place. Meist irgendwo lauschig in der Natur, auf einer sonnigen oder schattigen Waldlichtung. Ein Sehnsuchtsort, Treffpunkt der Erinnerungen und Wünsche. Wo alle wieder jung und (möglicherweise) verliebt sind ... wie nett चाैतारि ist, kann hier akustisch verfolgt werden. Also so nicht! Ungefähr zeitgleich mit meinem geplatzten Geduldsfaden platzen auch sonst wo unerträglich gewordene Spannungen. Ein heftiges Gewitter geht nieder und säubert die Luft. Starkregen kühlt die Gemüter. Die Angeheirateten sitzen im Trockenen auf den Stufen vor der Haustür.

Freitag, August 15, 2025

Handschrift

Ich wässere frischen Zement, am Morgen und am Abend. Jeweils "3 - 4 mugs" voll Wasser auf beide Hälften der halbaufgefüllten Grube. Zuerst muss ich verstehen, was mit "3-4 mugs" gemeint ist. Kaffeebecher? Beileibe nicht! Ich lerne jeden Tag etwas Neues. Jemand sagt, der Regen, der im Juli nicht gefallen ist, muss im August fallen. Zusammen mit dem Regen, der normalerweise im August fällt. Also eine Addition. Doppelt so viel Wasser fällt vom Himmel. Das ist mir bislang nicht aufgefallen und dieser (westliche) Monat ist zur Hälfte bereits um. Es ist stundenlang, tagelang trocken und heiß. Gurubaa will, dass ich meine Handschrift verbessere. Den Kindern in der Schule, sagt er, wird erklärt, dass der gerade Strich nach unten den direkten Weg in den Himmel zeige. Das würde den Kindern gefallen und deshalb machen sie die Striche kerzengerade! Es gibt aber auch runde Striche, wende ich ein, halbgerundete und ganz gerundete. Und bei uns, sage ich schließlich und weiß selber nicht, was ich damit meine, gelangt man in entgegengesetzter Richtung in den Himmel. Der Regen fällt doch auch nicht von Fuß bis Kopf. Mehr Schwierigkeiten bereitet mir aber, dass einige der Konsonanten, wie etwa ल (la) oder त (ta) von rechts nach links geschrieben werden. Und kommt eine Ergänzung wie o dazu, dann sieht das zwingend so aus ली (lo) und ती (to), also noch mehr rechts-links. Mit i hingegen habe ich freie Wahl ली oder लि (beides li) , ति oder ती (ti). Ziemlich verquert!

Donnerstag, August 14, 2025

मिराया

Miraya. Ein Mädchen. Im Dragon gibt es Nachwuchs - also ist unsere Zukunft gesichert. Ein stilles Kind liegt im Wagen und scheint vollkommen im Reinen mit sich und der Welt, während rund herum alle essen und trinken und schwatzen und lachen.  

Mittwoch, August 13, 2025

Scooter chalaunu

Mittwoch, der Dreizehnte (August) oder Achtundzwanzigste (श्रावण). Egal nach welchem Kalender ist heute wieder einmal Bikefahren angesagt. Genauer gesagt: zum ersten Mal Scooterfahren, स्कुटर चलाउन. Das ist für die Mitfahrerin ein kaum merklicher Unterschied - wer es nachvollziehen will, kann sich hier in einer Endlosschleife ein Bild mit O-Ton davon machen. Der Fahrer ist umsichtig und rät mir zu Maske. Die Luftqualität ist zwar hervorragend, aber was die Fahrzeuge um mich herum ausstoßen, sieht nach wie vor rabenschwarz aus. Ich komme in meine alte Heimat, nach Lazimpat, Panipokhari, erkenne viele versteckte Ecken wieder, so ein Scooter ist eben noch wendiger als die Hondas und Heroes. Dann gerate ich nach Dhapasi. Neuland. Auf dem Rückweg werden wir nass und ich verliere vollends die Orientierung. Es muss am Regen liegen.

Dienstag, August 12, 2025

ununterbrochen

Heute geht es um unterirdische Sensibilitäten. Um unterirdische Bewegungen. Explosionen, Vulkanausbrüche. Untergründige Sensationen. Wir wissen nicht, was alles unter der Erdoberfläche geschieht, geschweige denn unter unserer Haut. Heute werden ein paar Säcke Sand angeliefert. Der Mann verreist am Abend zu den guten Nachbarn. Im globalen Sinne, nicht im lokalen, kleinteiligen. Er gibt sein immer noch unfertiges ensuite-Bad - die Baugrube wieder frei. Morgen wird sie aufgefüllt. Und dann verschwindet alles, was ich unter der Oberfläche je gesehen unter neuen glänzenden Fliesen.

Montag, August 11, 2025

Haarelassen

Haare gelassen habe ich gestern. Es war auch höchste Zeit, wollte der Kopf noch in den Genuss des Vollmondbonus kommen. Nun stehen die Haare nicht mehr zu Berge, auch bei der größten Aufregung nicht. Da ich den falschen Aufsatz auf die Maschine steckte, sehe ich nun aus wie eine buddhistische Nonne. 3 mm statt 6 mm machen einen gewaltigen Unterschied auf diesem Kopf, den ich fortan, wie von Buddha empfohlen, jeden Tag mindestens einmal berühren kann. Der taktile Reiz ist unwiderstehlich und die haptische Wahrnehmung äußerst genussvoll. Diese übersteigerte Oberflächensensibilität wird aber erfahrungsgemäß mit jedem nachgewachsenen Millimeter wieder abflauen. 

Sonntag, August 10, 2025

Gai Jatra

Feiertag - der dritte in Folge für mich. Heute haben nur die Bewohner des Kathmandu Valley frei, sowie alle Newaris im ganzen Land. Gai Jatra ist das Festival der Kühe. Man gedenkt der verstorbenen Eltern. Wer im vergangenen Jahr die Mutter oder den Vater verloren hat, muss heute mit den Kühen durch die Straßen ziehen, weil die heilige Kuh den Verstorbenen den Weg ins Himmelreich weist. Und ebnet. Wer keine Kuh zur Hand hat, verkleidet einen Jungen als Kuh. Man ist hier in jeder Beziehung praktisch veranlagt und findet für jedes Problem eine kreative und farbenfrohe Lösung.    

Samstag, August 09, 2025

Störmond

Störmond, sturgeon moon. Benannt nach den Fischen, die heute besonders gut und gerne die Köder an den Angeln beißen oder friedlich in die Netze schwimmen. Störe sind Allesfresser, lese ich. Das heißt, wir, die wir die Störe auf den Teller bekommen, auch. Ich wollte meine Haare kürzen, aber es regnet mehr oder weniger den ganzen Tag. Haare schneide ich nur bei Vollmond und nur auf dem Dach. So verzichte ich auf das Scheren und widme mich den Wörtern. Den Tönen, den Stören und Störern, Störenfrieden und dem Stören. Das Gestörtsein, fällt mir dabei auf, ist vielleicht eine Art von Wohlsein.

Freitag, August 08, 2025

power cut

Eigentlich habe ich heute frei. Wir sind nun auf die SO - DO Woche übergegangen. Also kein Nepaliunterricht. Handwerker sind für 7 angesagt. Sie sollen eigentlich heute fertig werden. 4 - 5 Tage hieß es zu Beginn der Woche. Das hätte bis zum Ende gut gereicht. Aber an zwei Tagen erschien niemand. Dafür kommt heute einer mit Werkzeugkoffer. Mit Stemmbohrer. Stemmhammer. Vierkant Stemmmeißel. Das verheißt nichts Gutes. Die Baugrube wird nicht aufgefüllt, sondern weiter ausgehoben. Was zum Vorschein kommt, ist in der Tat nicht erfreulich. Nässe. Ein unterirdischer Fluss. Und im Garten Stillleben mit Badewanne.

Zu allem Übel fällt ständig der Strom aus. Der blutjunge Werkzeugkofferbesitzer hat betörend schöne schwarze Augen, spricht aber kein Wort Englisch. Er versteht nur "line cut" - wenn die Citystromleitung gekappt wird. Ich zeige ihm, wo er auf Generator umschalten kann. Das versteht er und hüpft behende wieder die Treppe hoch. Er hat den Werkzeugkoffer, aber das Stromkabel hat ein anderer. Als allererstes, kurz nach 8 produzierte er nämlich einen Kurzschluss. Den behob ich höchstselbst am Sicherungskasten. Er brauchte danach ein Verlängerungskabel. Und rief den Kollegen. 

Donnerstag, August 07, 2025

Pfeilspitze

Die Streichhölzer, von denen hier schon mal die Rede war, die ich brauche, um ab und zu ein Räucherstäbchen zu entzünden, um die Atmosphäre im Haus zu reinigen, stecken in einer kleinen Schachtel, die ein Wort ziert, das ich mittlerweile problemlos entziffern kann: तीर. Tir. Und das ich verstehe: Arrow, also Pfeil. Die Spitze ist bildlich auf der kleinen Packung dargestellt. Nicht zu übersehen. Was aber der Pfeil mit dem Feuer zu tun hat, kann mir auch Gurubaa am Morgen nicht erklären. Der Professor meint am Abend, es sei der brand, die Marke. Und erzählt mir auf dem Sofa (virtuell, steht er doch immer noch im Regen in Hongkong) eine lange Geschichte zum deutschen Streichholzmonopol, das bis in die 1980-er Jahre Bestand hatte. Erzählt vom schwedischen Zündholzkönig Ivar Kreuger und dessen skurrilen Geschäftspraktiken. Ich schlafe darüber ein.      

Mittwoch, August 06, 2025

खुकुरी

खुकुरी - Khukuri ist das Messer, oder der geschwungene kurze Säbel, den die Gorkha Krieger am Gürtel tragen. Auch wenn sie nicht im Krieg sind. Die Blank- oder Hiebwaffe gehört zur traditionellen Tracht der Männer. Das Bier, das nach diesen Kämpfern benannt ist, wirbt mit dem Slogan, den wir immer, wenn wir bei Dragon essen - das tun wir im Schnitt jeden zweiten Tag, ich täglich, wenn ich alleine bin - vor Augen haben. Seit ich lesen lerne, drängt mich mein Gegenüber zu Tisch, es zu entziffern und zu übersetzen. Nun bin ich soweit und mein Gegenüber aushäusig:

साहसीको लागि समपिॅत

dedicated to the brave

den Tapferen gewidmet 

Dienstag, August 05, 2025

black rainstorm warning

Nein, nicht bei uns. Bei den Nachbarn. Wörter, die ich an einem Tag nicht über die Lippen bringe, plätschern schon am nächsten unschuldig wie Quellwasser oder mächtig wie Starkregen bei black rainstorm warning aus meiner Kehle. Das Hong Kong Observatory meldet um 2 pm Ortszeit 355,7 mm Regen - the highest daily rainfall recorded for August since records began in 1884 und der aushäusige Mann sitzt in seinem Hotelzimmer mit Blick auf die immer noch offene Zufahrt zum Cross Harbour Tunnel fest. 

Derweil bestehe ich in Kathmandu sämtliche Tagestests. Ich lerne, dass in Nepali Sätze nicht mit einem Punkt enden, sondern mit einem senkrechten Strich. Ich lerne, mit zwei 2x3 feet (ungefähr 61x91 cm) großen Whiteboards nach Chandol zu fahren, und mit einem leeren Koffer sowie 200 gefrorenen Mo:Mo's wieder zurück. Ich lerne, dass Transporte aller Art auf einem Motorrad möglich sind, solange man zu zweit darauf sitzt. Das zu Transportierende, welchen Ausmaßes auch immer, wird einfach zwischen driver und pillion geklemmt und ab geht die Post. Wenn möglich vor dem Regen. 

Zu Hause warten nämlich die Hausaufgaben. Ich lerne, deutlich erkennbare Regentropfen auf die Buchstaben zu malen. Manchmal bedeuten sie ein o, manchmal ein e, manchmal fallen sie zu zweit als ou oder ai vom Himmel, aber natürlich immer durch das Dach auf die Wandtafel. Oder auf den Schreibtisch. Ins Schreibheft. Ich lerne schreiben. Mit Bleistift oder mit not permanent marker. Ganze Sätze. Aus ganz einfachen Wörtern.

Montag, August 04, 2025

Zeitfenster

Wenn der Mann auf  Dienstreise geht, steigen die Handwerker ein. Zeit ist ein Mysterium in diesem Land und Druck verspricht Erfolg, wenn er von oben nach unten ausgeübt wird. Von maskulinen Autoritäten. Natürlich begegnet man auch mir alter Frau mit gebührendem Respekt. Aber wenn der Herr Professor außer Haus ist, gehen ungeahnte Zeitfenster auf, die unverzüglich und emsig genutzt werden. 

Nun ist also sein Bad an der Reihe. Wenn er duschte, lief das Wasser die Fassade hinunter und tropfte direkt vor der Haustür auf den Boden. Vor unsere Füße, auf unsere Häupter. Wer im dümmsten Moment zu Besuch kommen wollte, bekam schon mal nasse Haare. Nun wird also im ersten Stock gehämmert und geklopft. Ich traue meinen Augen nicht, wieviel Schutt aus dem winzigen Raum hinaus in den Garten getragen wird. Mehr als eine Badewanne voll!

Soviel zu einem wasserdichten Haus. Das frisch versiegelte Dach ist durchlässig wie ein Durchschlag. Löchrig wie ein Nudelsieb. Im wahrsten Sinne des Wortes. Bald - wenn die nächste Dienstreise ansteht - muss das Dach über meinem Kopf wieder geschoren werden. Was das bedeutet, weiß ich nun.

Ich lerne das Wort für Fenster. Es ist auch ohne Zeit unaussprechlich. झ्याल - Jhyaal. 

Sonntag, August 03, 2025

Meerenge

Am 3. August 1492 brach Columbus zu seiner ersten Atlantiküberquerung auf. In seinem Kopf segelte er gen Westen, immer gen Westen ins Große Weite Unbekannte hinaus. In Andalusien stach er in See und geriet auf das offene Meer. Dummerweise entdeckte er Amerika (das mir gut und gern gestohlen bleiben könnte - wem noch?) und nicht Asien. Bis ans Ende seiner Tage beharrte er dennoch darauf, in Ostasien an Land gegangen zu sein. Altersstarrsinn und Irrtümer sind bis heute allgegenwärtig und Meerengen eher so etwas wie Straßen. 

Samstag, August 02, 2025

himmelnochmal

Es passiert mir nun auch in Nepali, dass ich blau und weiß verwechsle. Nicht die Farbe, sondern das Wort. Diese Krankheit - es ist keine Sehschwäche und schon gar keine Farbenblindheit, sondern eine seltsame Art einer Wort(findungs)störung - habe ich auch im Polnischen. Ich verwechsle ständig blau und weiß. Niebieski und biały, obwohl niebieski lexikalisch mit dem Überirdischen (Himmel = niebo) verwandt ist, und biały an das Irdische gebunden bleibt, wie zB an das Haus (biały dom). 

Nun also नीलो - nilo (blau) und सेतो - seto (weiß).  Der Himmel ist ganz anders, und zwiespältig. स्वर्ग (svarga - für englisch heaven) oder आकाश (akash für englisch sky). Nur im Deutschen (und auch im Polnischen) ist der Himmel eindimensional. Himmel. Ob blau oder weiß, bedeckt oder zugezogen, physisch oder metaphysisch.

Freitag, August 01, 2025

Cyanblau - स्यान नीलो

Monatsanfang und Monatsmitte zugleich. Die Energiebotschaft für August sagt, ich sei auf mich (selbst) geworfen. Bin ich das nicht immer? Ich möge mein eigener Kompass sein und stets prüfen (höre Schiller's Glocke: "stets prüfe sich, wer ..."), was für mich wahr und für mich von Bedeutung sei. Tue ich das nicht an jedem Tag des Jahres? Heute ist शुक्रबार - Freitag, der 16. Shrawan, Aastami brata, der achte Tag des zunehmenden Mondes. Ich sehe ihn am Himmel vom Dach aus in der Nacht. Die ist klar und der Mond leuchtet leicht über halb über unseren Köpfen. Kein Regen! 

Der Tag war schwül. Die Katzen sind Eigenbrötler. Sie gehen ihrer Wege und wechseln sich ab. Der Kampf um das Territorium rund um die gefüllten Futternäpfe in meinem winzigen Hinterhof wird nun seltsamerweise still und ganz ohne Säbelrasseln auf dem Schuhschrank vor dem Vordereingang, der nur für Menschen da ist, entschieden. Wer dort tiefenentspannt stundenlang im Schatten und im Trockenen ruht, hat gewonnen. Heute ist es zur Feier des Tages die cyanblauäugige, mittlerweile etwas zutraulicher gewordene See-Gee. Die Katze meiner ersten Stunde auf dem Hill!