Die Kinder haben in unserer Siedlung auf dem Hill (= guarded community) keinen Platz zum Spielen. Fußball spielen die Jungs auf der winzigen Wiese neben dem Pool. Naturgemäß landet der Ball immer wieder im Wasser. Oder jenseits des Zauns. Aus dem Wasser fische ich ihn, wenn ich gerade schwimme. Jenseits des Zauns ist es schwieriger. Die kids - auch die Größeren, Halbwüchsigen, Schlaksigen - dürfen offenbar das eingezäunte Gelände nicht verlassen. Dann muss einer der Guards entweder außen herum laufen oder den Schlüssel für ein verschlossenes Tor suchen, aufschließen und den Ball für die verwöhnte Bande holen. Oder sie spielen auf den kleinen Wegen zwischen den Häusern. In unserem Minigarten landen immer wieder Bälle verschiedenster Größe. Manche finden die Kinder selbst, andere finde ich im Morgengrauen im Gestrüpp. Kürzlich, als ich gerade einen grasgrünen Cricketball auf den Pfosten legte, auf dem seit unserem Einzug die Lampe fehlt, war der eine Junge bereits außer Atem. Die Kinder spielen am Nachmittag nach der Schule und am Morgen vor der Schule. Er bedankte sich und fragte mich in fließendem Englisch, wie lange wir hier schon wohnen. Ich sagte, bald ein Jahr und fragte ihn, wie lange er schon hier wohne. "My whole life", verkündetet der Knirps mit den rabenschwarzen Augen und rannte weiter.
Heute erreicht mich die Nachricht, dass in Meldorf Anna W. gestorben ist. My whole life ... ich glaube, Anna sehnte sich mit zunehmendem Alter zunehmend nach Schweden. Wir hingegen wohnten die ersten Monate in ihrem Haus an der Hafenchaussee. Damals war ich dort mehr als glücklich, denn die Straße führte mich, wie ihr Name sagt, geradewegs an den Hafen, am alten vorbei zum neuen, an die Meldorfer Bucht, ins Wattenmeer. RIP - wo auch immer!
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