Dienstag, August 26, 2025

teej

Es ist der dritte Tag nach Neumond im Monat Bhadra. Die Hindufrauen feiern und fasten zum Wohle ihrer Männer und Söhne. Sie trinken nicht einmal Wasser und tanzen den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch. Als ich das kürzlich sinngemäß mit den Worten kommentierte, mitten im Sommer 24 Stunden ohne Wasser bei körperlich ausgelassener Tätigkeit wie tanzen dürfte ungesund sein, erhielt ich von einem Nepali die Antwort: der Glaube an Lord Shiva würde die Frauen nähren. Meine Nepaliclass fällt wieder aus, obwohl ich Gurubaa daran erinnere, dass in meinem Nepalicalendar steht: "Haritalika TeejHoliday for Women Only". Er besteht darauf und ich lasse ihn. Ich will kein weiteres Unglück heraufbeschwören.

Stattdessen rücke ich im Morgengrauen meinen Schreibtisch von der bröckelnden Wand weg und habe nun eine noch bessere Aussicht über das Valley. Ich wage die Flucht nach vorne und lese den Böglicomic, den ich gestern aus Rzeszów elektronisch zugestellt bekommen habe. Die Papierausgabe ist per snailmail nach Meldorf unterwegs und landet möglicherweise nach einer Umrundung der Erdhalbkugel wieder beim Absender. Oder ganz ohne Umweg direkt in einer blauen Tonne der deutschen Post. Ich ergreife die Flucht nach vorne und nach hinten zugleich. Kürzlich begrüßte ich Gurubaa am Morgen mit witam. Er verstand nicht, und Pranai in Thamel hat es nie verstanden, warum mir hier in Kathmandu ausgerechnet das Polnische ständig zuvörderst auf der Zunge liegt. Weder der eine noch der andere Lehrer kann nachvollziehen, in welch sprachlichem Durcheinander ich seit Monaten funktioniere, mehr schlecht als recht. Das kann niemand nachvollziehen. Alle Kinder sprechen hier besser englisch als ich und Nepali über Englisch zu lernen, ist schon halsbrecherisch für mich. Da sucht sich mein müdes Hirn offenbar immer mal wieder eine Auszeit, Linderung und Labsal im Vertrauten. Im Polnischen! Ich  feiere heute meinen persönlichen womansday mit Lina Bögli po polsku. Sekrety szwajcarskiej guwernantki. Kein Fasten, sondern viel Seelennahrung.

Und vergesse dabei nicht Giselas Geburtstag: happy birthday nach Wülfrath! 

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