Voll wurde der Mond über Kathmandu erst heute Nacht, als wir alle schliefen. Nach dem Aufwachen muss ich in der Früh als erstes meinen ersten Test schreiben. Gurubaa will sicher gehen, dass ich etwas gelernt habe in den letzten vier Wochen, und nicht nur viel geschrieben. In Thamel war das umgekehrt. Wir schrieben die ganze Zeit wie wild unsere Hefte voll, eines nach dem anderen. Und schwammen in einem Meer missverständlicher Wörter, versanken in nicht hinterfragbaren Konstruktionen, behelfsmäßigen Buchstaben, zerbröselnden Eselsbrücken über schwindelerregenden Abgründen. Zusammengefasst umgab uns im Chhaya Center ein ocean of words - शब्दको सागर. Sagar - सागर ist der Ocean, das Meer, die See - the Sea. In den Songs, die uns Pranai jeweils freitags abspielte, versanken alle Liebhaber in einem Meer ungestillter Liebe, in einem Meer der Tränen, Träume und Sehnsüchte. Ich mag lieber das Wort samudra - समुद्र. Es klingt in meinen Ohren besser als sagar und schlägt in meiner Seele beruhigendere Wellen.
So weit bin ich also gekommen in einem Monat: ich stoße unter Synonymen auf Lieblingswörter. Ich entwickle Vorlieben und finde endlich ein Gespür für diese Sprache! Nein, die Nordsee vermisse ich immer noch nicht. Ich schwimme jeden Tag in unserem community-eigenen swimming-pool.
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