In Kathmandu ist alles anders. Es hat seit zwei Tagen nicht mehr geregnet, kein einziger Tropfen fiel aus den Monsunwolken, und ich werde wohl oder übel meine kleine Baumschule nach dem Abendessen selber wässern müssen. Am Nebentisch sitzt ein gutes Dutzend gutgelaunter Frauen, alle geschminkt, festlich angezogen, mit smartphone, Kindern, kleineren oder größeren. Die eine stillt ihren Sprössling noch, obwohl der, nach meinem Augenschein, nicht mehr an die Brust der Mutter gehört. Aber so hält er still, während sie am Bierglas nippt und nach rechts und nach links lacht und schäkert. Kein Mann, kein Vater, kein Opa, kein Cousin, kein Bruder weit und breit. Hier funktioniert Chhaupadi schon lange nicht mehr. Es gibt keine verlassenen Schafställe weit und breit. Auch deshalb ziehen es die Töchter wohl vor, nach Kathmandu zu ziehen. Und hier müssen sie dann bleiben. Sie dürfen nicht ohne das Einverständnis des Gatten mal einfach so mal aufs Land zu den Eltern fahren. Und weglaufen schon gar nicht! Kathmandu ist nicht Nepal und Nepal ist nicht Kathmandu. Das sagen ausnahmslos alle. Ich mittlerweile auch.
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