Dienstag, April 15, 2025

Asienkoel

Heute hat mich die Sucht nach Wind um die Nase wieder und ich rausche hinten auf dem Bike durch die Stadt. Auf dem Hinweg fragt mich der driver, ob 40 km/h ok sei. Ich hatte schon schnellere Fahrer und lerne viel bei diesen Höchstgeschwindigkeiten mitten im Gewusel beim linksabbiegen auf überfüllten Kreuzungen. Und so. Der Verkehr fließt besser, wenn kein Polizist ihn zu regeln versucht. Aber wenn ein Polizist regelt, mit Handzeichen und Trillerpfeifen, dann gehorchen alle. Und es kommt zu Stockungen. Auf dem Heimweg verpasse ich knapp das Gewitter. Danach poltert der Himmel es regnet heftig bis spät in die Nacht. 

Seit Tagen, Nächten, Wochen, schreit ein Vogel, ein liebeskranker einsamer Vogel in den Bäumen unseres Hills. Sein Ruf schallt über das Minivalley zu unseren Füßen und holt uns regelmäßig aus dem Schlaf und begleitet uns durch den Tag. Nun habe ich ihn endlich gesichtet. Er ist schwarz wie eine Amsel, aber größer. Sitzt am liebsten ganz oben im Baum, ganz oben über der kleinen Tempelanlage. Und schreit, dass Shiva erbarm. Ich gucke in das gut sortierte Verzeichnis des Ranibariforest und finde ihn. Asienkoel oder Indischer Koel. Eine Kuckucksart aus der Unterfamilie der Altweltkuckucke (Cuculinae). Ein Brutparasit, wie alle Kuckucke. Aber dieser hier schreit sich noch die Kehle aus dem Hals (oder wie sagt man?) nach seiner perfekten Gespielin. Vielleicht ist es auch nicht nur einer, sondern viele, allesamt männlich, liebestoll und allein.

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