Ich muss gestehen, dass Ostern mich in diesem Jahr in keiner Weise berührt. Gestern war sonniger Sonntag, wie immer Arbeitstag in Nepal. Die Maler turnten auf dem schwankenden Bambusgerüst herum und verschoben es am Abend an die Westfassade. Heute beginnt die Hitze, der Hochsommer, Tagsüber Temperaturen um die 30° plus. Wie jeden Montag haben wir foreigners wieder Unterricht, aber ab heute erst am späten Nachmittag, von 5-6 pm. Thanks to Shiva - oder Pranai, der seinen Tag anders sortiert und ganz unbeabsichtigt für mich die Zeit entzerrt. Die Fahrt durch die vergleichsweise leere Stadt ist wesentlich entspannter, die pollution weder schlechter noch besser.
Der Tod des Papstes berührt mich nun aber doch. Meine christliche Sozialisation kann (und will) ich nicht ablegen. Bei mir ist es bereits heller Mittag, 11:20 Uhr. Und als die Glocken im Petersdom endlich erklingen, bin ich, wie gesagt auf dem Bike und rase gerade ungefähr am Wohnsitz des Pretenders vorbei nach Süden weiter. Ostern ist aus christlicher Sicht das perfekte Sterbedatum, und schon Franziskus' Vorvorgänger, der sogenannte "polnische" Papst, quälte sich über die anstrengenden Kar- und Ostertage hinweg, ehe er endlich aufatmen durfte. Nur der deutsche Papst wählte die Rente als Abschied aus dem Amt. Bürokratisch. Bayerisch. Er vergaß dabei - und zog die ganze katholische Weltordnung mit in den Schlund des Unerklärlichen - , dass es im Vatikan ist wie überall: einmal König, immer König, einmal Papst, immer Papst. Die Suche nach dem 267. Pontifex hat hinter verschlossenen Türen und vorgehaltenen Händen längst begonnen. Machen wir uns nichts vor, niemand wartete den heutigen Ostermontag, 07:35 MEZ ab.
Pranai schreibt uns die Formen des "present progressive tense" der Verben an die Tafel, in einer affirmativen (bejahenden) und einer negativen (verneinenden) Variante. Ich runzle wieder einmal die Stirn. Erstens begreife ich nicht, was progressives Präsens ist, warum es nicht einfach Futur wird. Und zweitens kann ich mir nichts, aber auch gar nichts vorstellen, was in der progressiven Präsensform sprachlich auch noch verneint werden will. Ich bin gerade am Fahren, Sterben, Schwitzen. Ok, ca va! Aber: ich bin gerade nicht am fahren, sterben oder schwitzen? Wer spricht denn so und will damit was sagen? Pranai gibt mir Recht (a very good question). Er ist ein guter Lehrer und putzt kurzerhand die negative Spalte wieder von der Tafel weg. Braucht ihr nicht zu lernen.
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