Ich habe auf der Golfutar in einem Shuttershop endlich zwei Mudas gekauft, einen größeren und einen kleineren. Muda ist ein gewobener Hocker, aus Bambus oder anderem Holz, mit einer Sitz- oder Ablagefläche aus bunten Baumwoll-, Nylon- oder anderen haltbaren Synthetikschnüren. Unten um den Fuß ist für garantiert rutschfesten Stand ein alter Mountainbikereifen mit mehr oder weniger abgefahrenem Profil gewickelt und angenäht. Ich kann die Muda auch als Tritthocker oder Steigbügel nutzen und muss nicht mehr einen der höchst soliden, aber schweren Holzküchenstühle treppauf und treppab tragen, wenn ich irgendwo hochsteigen will. Oder muss.
Muda, heißt es, darf in keinem nepalesischen Haus fehlen. Also auch in unserem nicht. Ich bestellte zwei Mudas am Tage nach dem Umzug auf den Hill bei einem alternativen Frauenprojekt, sie wurden aber leider nie geliefert. Im Gegenzuk kamen alle meine Erinnerungsmails als unzustellbar zurück. Nun habe ich meine Mudas bei einer alten Frau an der Straße gekauft. Sie scheint in ihrem Shutter zu wohnen und erzählte mir ganz viel in ihrer Sprache, die ich nicht verstehe, während die Tochter zum Nachbarshutter lief, um Wechselgeld einzuwechseln. Die Greisin schien zu klagen über gesundheitliche Probleme und zeigte mir ihre komplett fehlende obere Zahnreihe. Aber sie war geschminkt und hatte rosige Wangen, eine auf die Entfernung erstaunlich weich wirkende Gesichtshaut. Sie sass auf einer Matratze, hatte neben sich einen mehrstöckigen Kochtopf und büschelweise Gemüse (nicht zum Verkauf, sondern offensichtlich zum Eigengebrauch), sowie eine Art Nachttisch mit drei Schubladen. Darin verwahrte sie Berge von Geldscheinen, wie ich sehen konnte, als sie die mittlere aufzog. Trotzdem schickte sie die Tochter mit meinem Tausender zum Nachbarn.