Ich biege auf meinem Spaziergang von der Magistrale ab und gerate bald in einen wahren Dschungel. Laufe durch Gemüsegärten und Behausungen, Waschküchen und Schlafzimmer, frage immer wieder, ob hier der Weg entlangführe und ernte regelmäßig Freude und die Frage nach meinem country (what's your country?). Mehr als Deutschland in der Nacht beschäftigt mich die Frage, wie ich zurück auf meinen Hügel komme. Durch tiefe Täler, über mehrere Flüsse, na ja Rinnsale zu dieser Jahreszeit, die aber immer noch zu breit sind für einen waghalsigen Sprung in Sommerschuhen. Fürsorglich liegen überall Trittsteine. Einmal bin ich so verzweifelt, dass ich umkehre - I'm lost! rufe ich dem Bauer mit seinen freilaufenden Kühen und Hühnern zu, und der lacht. Versichert ein zweites Mal, dass es nur diesen Weg zur Golfutar gebe. Er begleitet mich nun ein Stück durch das dickste Dickicht bis zum nächsten Wasserlauf. Dahinter öffnet sich eine grüne Lichtung, auf der ein junges Liebespaar unbeobachtet von der Welt eng zusammensitzt. Auch die beiden bestätigen, dass ich, natürlich, auf dem richtigen Weg sei. Auf der anderen Seite der Lichtung zeigt tatsächlich eine befestigte Straße steil nach oben. Und ich sehe unterwegs Mädchen, die sich die langen schwarzen Haare an einer Wasserstelle tief unter mir waschen und sie, über den steilen Abgrund gebeugt, auswringen. Mir schwindelt allein beim Zusehen.
Zum Schluss umrunde ich unsere Siedlung von Norden kommend im Uhrzeigersinn und stelle fest, dass sie millimetergenau in ein Dreieck von Tempeln mit uralten heiligen Bäumen eingezwängt ist, umgeben von einer Steinmauer, einem Metallzaun und einer Stacheldrahtwelle obendrüber. Ich frage mich nicht mehr, was das bedeutet. Am Tor an der Treppe zum Jagannath-Haupttempel stoße ich mir ziemlich brutal und schmerzhaft den Kopf! Das ist der Preis und Lohn für gedankenloses Herumwandern, denke ich. Die Leute hier sind alle kleiner als wir. Bescheidener. Aufmerksamer. Freundlicher.An meinem kleinen Tagestempel wird seit dem Mittag rituell geschlachtet, mit Pauken und Trompeten, festlich angezogenen Frauen und Säckeweise Reis. Wieder zu Hause angekommen, lege ich mich sofort ins Bett. So erschöpft bin ich vom abbiegen.
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