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from golfutar
Samstag, Dezember 20, 2025
Tol Lhosar
Freitag, Dezember 19, 2025
Winter
Tagsüber ist es heiß. Ich putze nun auch alle Fenster von außen. Und die Fliegengitter. Das geht nur bei Sonnenschein und kostet mich insgesamt mehr Zeit und Geschicklichkeit (außen an der Fassade hängend wie eine Cirkusakrobatin) als die Innenreinigung. Sei's drum. Ich schwitze ordentlich und das ist gut für den Stoffwechsel. Sobald die Sonne aber untergeht, wird es ungemütlich. Trotz streifenfreier Sicht in den Abendhimmel und auf die Abendstadt. Ich laufe zu Dragon und stille meinen Hunger mit scharfem roten Curry. Danach will ich endlich - wie von W seit jeher empfohlen - die AC (air condition) in meinem Arbeitszimmer in Betrieb nehmen, im Heiz-Modus, versteht sich. Prompt fliegt mit einem lauten Wumms die Sicherung im Flur raus! Das ist der Sicherungskasten, in dem es kürzlich schmorte. Ich erinnere mich gut an den Elektriker, der pfeifend die Treppen hochstieg und sagte "happy you - no fire!" Die Südwand, an der die AC im Innern hängt, ist immer noch nass. Der Schimmel trotzt all meinen Essigattacken und wächst immer wieder nach. Mal sehen, wer am Schluss gewinnt. Die elektrischen Leitungen liegen wahrscheinlich auch bei uns - wie Nachbarn kürzlich mit Bildbeleg entsetzt auf Viber berichteten - nackt und unisoliert im Mauerwerk. Monsun und andere Naturereignisse hin oder her. Auch die Waschmaschine hängt an einer Steckdose, deren Leitung zu einer immer noch klatschnassen Ecke auf der Terrasse führt. Dort weiß ich mittlerweile, welchen Außenschalter ich besser nicht betätige, da er zuverlässig einen short cut im ganzen Haus auslöst.
Ich lasse die Hoffnung auf wärmere Innentemperaturen fahren und krieche mit Bells "Kathmandu" unter die Winterdecke. Morgen ist wieder ein heißer Tag!
Donnerstag, Dezember 18, 2025
Trimurti
Ich muss mir die Götte merken. Bald ist Neujahr. Eines von vielen. Das erste. Ich putze alle Fenster von oben bis unten von innen. Das geht im Nu mit dem aus Deutschland reimportierten Microfaserhandschuh. Den tauche ich in kaltes Wasser und reibe die Scheiben anschließend mit zwei Trockentüchern trocken. Eines nach dem anderen. Fenster. Tücher. Sinnieren. Im Wasser auf Schlangenbetten ruhende Götter. Der kleine schlafende Shiva in Dhapasi Devi ist vielleicht kein Shiva. Ich nenne ihn nur der Einfachheit halber und wider besseren Wissens so. Der Tempel ist laut Inschrift "Shri Hari Vishnu Narayan" gewidmet. Und geweiht.
Ich frage das Universum und bekomme so ausführliche Antworten, dass ich noch viele Fenster streifenfrei reinigend meditieren muss. Vishnu ist ein und alles. Dafür, dass er auch Lord Hari genannt wird, gibt es Dutzende Erklärungen. Über jede einzelne soll ich nachdenken. Das werde ich über die Jahre auch tun, bei jedem Fenster! Narayan meint den Brahman, die ultimative letzte und höchste Realität. Oder auf den Boden gekommen: den Gott, der im Wasser ruht. Das Om ist die Essenz des Brahman. Narayan ist immer der Gatte Laxmis, in welcher Form auch immer er sich manifestiert. Die erste Form, die Narayan in der materiellen Welt annimmt, ist Lord Vishnu schlafend auf dem Schlangenbett im Milchozean. Daraus hervor gehen andere. Rama. Krishna. Narashima ... aber es gibt die Trimurti, die heilige Dreifaltigkeit oder das Triumvirat des Hinduismus, die drei Formen Brahmans: Brahma der Schöpfer, Vishnu der Bewahrer und Shiva der Zerstörer. Die drei sind untrennbar verbunden im ewigen Zyklus der göttlichen Kräfte.
Mittwoch, Dezember 17, 2025
Länge und Breite
Wieder ein 17. auf unserem Kalender, aber ein 2. auf dem nepali calendar. Bisher war es oft so, dass unser - aber was heißt hier eigentlich "unser"? es war der Abreisetag aus Europa - 17. auf den Nepali 1. fiel. Wieder reist W ab, er fliegt quer über den Himalaya nach Chengdu und wundert sich, dass er bei guter Sicht und am Fensterplatz ein Meer von Felsspitzen unter sich hat. Er wird weiterreisen an einen Ort, von dem ich wieder keine Ahnung habe, dass es ihn gibt und wo er liegt - ungefähr auf gleicher Länge wie Kathmandu, berichtet er, aber nicht auf gleicher Breite.
Ich will in einem organic shop wonder grains of Nepal bestellen, Kaguno Millet aus Karnali, Buckwheat Fafar ko Chyakhla und dergleichen mehr. Die Lieferadresse soll ich mit Koordinaten eingeben. Die Verknüpfung mit google maps funktioniert in dem Formular nicht. Dort könnte ich meine location einfach anclicken. So aber weiß nur der Himmel wie die latitude und longitude unseres Hills exakt ist. Also mache ich mich zu Fuß auf zur Konkurrenz.
Dienstag, Dezember 16, 2025
Pus
Der neue Monat im Nepali calendar heißt पौष oder पुष - Paus oder Pus. Schreiben oder lesen ist immer noch Glückssache. Die Inschrift am schlafenden Mini-Shiva in Dhapasi Devi listet vor allem die Spenderinnen und Spender auf - wobei auch die Verwandtschaftsverhältnisse hier reine Glückssache sind. Quintessenz ist der letzte Satz, der besagt, dass "die ganze Shrestha Familie" (das ist doch eine Aussage!) diesen Shri Hari Vishnu Narayan Tempel am 11 Ashoj 2080, an Ananta Chaturdashi (stimmt! hab nachgeguckt) während des Tishi Indajatra Festivals mit einer Pran Pratishta Puja einweihten.
Es gibt nur zwei Wörter, die ich aus der Inschrift hätte erkennen sollen, müssen, dürfen, weil sie bereits in meinen Grundwortschatz eingegangen sind: नातिनी - natini (Enkelin) und नाति - nati (Enkel). Das Datum 11 Ashoj (oder Aaswin) 2080 BS habe ich erfolgreich konvertiert zu Donnerstag, 28. September 2023.
Pran bedeutet "Atem" und Pratishta "Einweihung". Eine Pran Pratishta Puja ist die Zeremonie der Einweihung, bei der dem göttlichen Bildnis Atem eingehaucht wird, es also zum Leben erweckt wird. Schön gesagt und soviel habe ich nach einem Tag intensivster geistiger Arbeit verstanden!
Montag, Dezember 15, 2025
Der abnehmende Mond
Heute ist der letzte Tag des Monats Mangsir, der 29. In diesem Jahr hat er nur 29 Tage, in anderen 30. Warum das so ist, kann mir niemand erklären. Wie immer suche ich eigene Erklärungen. Ich nehme an, es liegt am Mond. Heute ist der 10. Tag des abnehmenden Mondes. Die Sichel am östlichen Morgenhimmel wird täglich dünner. Noch fünf Tage bis Neumond.
Thomas Bell zitiert in seinem Buch über Kathmandu wörtlich einen buddhistischen Priester, einen alten gubhaju ("he was in his eighties, sitting cross-legged on the floor", p. 51), den er zum Mandala der Stadt befragen will und der ihm ungefragt ganz andere Auskünfte erteilt: "People celebrate the day Manjushree cut the mountain on the tenth day of the waning moon of Mangsir." (p. 51)
Das wäre also heute - the tenth day of the waning moon of Mangsir. Der 10. Tag des abnehmenden Mangsirmondes. Ich treffe niemanden an, der in besonderer Weise den Bodhisattwa der Weisheit, Manjushri dafür feiert, dass er mit seinem Feuerschwert den Berg zerschlagen hat, das Wasser ablaufen ließ, den Nagarajas ihre Lebensgrundlage nahm und gleichzeitig den Menschen eine Lebensgrundlage schuf.
Sonntag, Dezember 14, 2025
Dhapasi Devi
Dhapasi. Kleiner, bescheidener. Ein uraltes Dorf mitten in Kathmandu. Nett. Verblüffend. Auch unter einem Baldachin. Ich bin ganz allein hier. Es gäbe noch mindestens vier andere Tempel zu besichtigen. Aber ich eile nach Hause, um am Schreibtisch diese Inschrift zu entziffern:

