Alles ist hier mehrstöckig. Ich sagte es bereits. Das Land ist steil und zerklüftet. Voller Berge und Täler. Auch die Stadt. Nach einem guten Jahr lernen wir, nach oben zu gucken, wenn ebenerdig nur Werkzeug oder rohes Fleisch verkauft wird. Wir sind auf der Suche nach Sukunda, einem Newari Restaurant um die Ecke. Geschrieben सुकुन्डा oder सुकुन्दा. Geht immer beides. Wir müssen eine steile Treppe hochsteigen und werden von oben bereits freundlichst beäugt. Alle gucken. Die Raucher (eine Raucherkneipe), die Kinder, die Oma, die Köchin, der Kellner (ein Familienbetrieb). Wir essen wunderbare Speisen und von allem viel zu viel!
Zu Hause lerne ich, dass auch Sukunda mit dem See zu tun hat, auf dessen Grund wir leben. Ob unten im Tal oder oben auf dem Hill, Licht ist immer vonnöten. Sukunda ist die Öllampe der Newaris. Sie wurde von einem Newari-Kufpergießer im 19. Jahrhundert geschaffen und bildet in ihrem ästhetischen Konzept, wie es heißt, die traditionellen Werte ab. "Su" bedeutet schön und "kunda" See. Die Lampe ist verziert mit symbolträchtigen Figuren (dafür gibt es den Begriff Symb-oil-ism), so verschiedener Schlangen, einer elfköpfigen Kobra zum Beispiel, die die Nagarajas, die einstigen Bewohner und Besitzer den Sees verkörpern sowie den Göttern Ganesh, Krishna, Vishnu, Garuda usw. Sie wird heute von Buddhisten und Hindus benützt und zu Beginn aller feierlichen und unfeierlichen (wie Konferenzen und anderen Zusammenkünften, Preisverleihungen, Diplomfeiern usw) Anlässen entzündet.



