Die Mopeds stehen wieder dicht an dicht. Das ist beruhigend, es wird wieder voll gearbeitet. Die westliche Welt feiert boxing day oder Stephanstag. Stephan ist der Protomärtyrer der Christenheit. Und der boxing day geht auf das Öffnen der Almosenboxen zurück. Nicht auf den Boxsack, den unsere Nachbarn im Außenbereich vor das Wohnzimmerfenster hängen ließen. Für ihre hyperaktiven Jungs und die Helikoptermama. Die hat die Kontrolle vom Sofa aus im Schatten. Sonne meiden die Frauen hier wie der Teufel das Weihwasser.
In der Zeitung lese ich, dass in den Sundarbans, den Mangrovenwäldern von Westbengalen eine Fischkatze, in der Gegend auch Fischtiger genannt, eines schönen Julimorgens zufällig vor die Kamera eines Naturfotografen lief, mit einem beträchtlichen Waran (monitor lizard oder locally gohoro) im Maul. Das ist ein eidechsenähnliches Schuppenkriechtier, bis zu 3 Meter lang werden.
Die Naturschützer begeistert (so etwas gab es noch nie!) und besorgt: warum die Fischkatze, die eine ausgezeichnete Schwimmerin ist und sich, wie ihr Name sagt, normalerweise von Fischen ernährt, an Land jagt. Warum sie am hellen Morgen jagt. Warum sie ein riesiges Schuppentier mit sehr harter Haut, die dessen Name sagt, erlegt und mit sich herumschleppt, an dessen zartes Fleisch sie nur mit großem Energieaufwand herankommt. Die Naturschützer und Naturfotografen schließen daraus, dass das Tier sehr hungrig gewesen sein muss. Es bekam in der Nacht nicht genug Fische in den Magen.
In meinem Garten erlegte kürzlich eine meiner wilden Hauskatzen eine Schönechse. Und rührte sie nicht weiter an. Vielleicht war der Panzer auch zu hart. Oder das Fleisch zu wenig. Die Mühe lohnte nicht, denn es ist allemal einfacher, sich vor meiner Küchentür anzustellen und zu lauthals nach Futter zu miauen.



