Luckily I spend almost an hour and a half in Nepal with my new Nepalese friends.
Juli 30, 2024
Juli 25, 2024
Kalenderreform
Ich lebe im Rhythmus der Mülltrennung und des Abfuhrkalenders. Meine Papiertonne ist seit Tagen bis oben voll. Also höre ich auf, Papiere zu sortieren. Das kann nun einen weiteren Monat warten. Nächste Woche ist Wertstoff an der Reihe. Auch davon habe ich reichlich.
Die halbleere blaue Tonne der Nachbarn versetzt mir aber einen ungeahnten Mobilitätsschub! Zuerst vertraue ich ihr nur die leeren Aktenordner an. Die stehen bereits zur Abfuhr bereit und fordern einiges an Raum. Dann, verblüffend für mich selbst, kann ich der Aufforderung der immer noch nicht vollen blauen Tonne der Nachbarn nicht widerstehen, endlich auch die allerletzte Papierecke oben in meinem Arbeitszimmer aufzuräumen. Ich bin ein Kind des Papiers! Schrieb in meinem Leben Tausende Hefte und Tonnen von Seiten voll. Und nun entledige ich mich unverhofft auf einen (mehrere natürlich) Handschlag allen schriftlichen Übels der letzten 50 Jahre!
Kaum ist der letzte volle Papierkorb in die Tonne verklappt und der Deckel so endgültig zugeschlagen, wie nur ein Sargdeckel zugeschlagen werden kann, schwankt röhrend das schwere Gefährt um die Ecke, das den Müll aus allen Tonnen der Straße und der Stadt schluckt.
Nun kann ich guten Gewissens ein neues Leben anfangen. Nach mir nicht die Sintflut. Ich bin clean und der Dachboden ist leer.
Juli 24, 2024
bad omen
From Lhakpa Phuti I know, that we have to be careful about all signs.
Saurya Airlines aircraft crashes during takeoff in Kathmandu
Juli 20, 2024
purity warriors
Sherpas, cleaning up the Everest death zone, retrieved five bodies and removed 11 tones of garbage. https://www.bbc.com/news/articles/c9r31g50xqdo
Juli 18, 2024
Anschlag
Ich bin am Anschlag. An der Grenze der Belastbarkeit. Fast hätte ich meine Seele verkauft. Meinen Schatten. Meinen Körper, der diesen Schatten wirft. Das Gesamtbild. Eingetauscht gegen ein paar lumpige alte Möbel.
Eine Person, die ich nicht kenne, die aber laut big brother eine schulmedizinische Ausbildung durchlaufen hat, wollte mir zwei (2!) gesamtheitliche Behandlungen verpassen. Statt den von mir gewünschten "symbolischen" Betrag in meine Reisekasse zu entrichten. Zuerst versuchte sie mit einem Lächeln auf den Lippen mich emotional zu erpressen. Sie weiß aufgrund ihrer Ausbildung, wie das geht. Ich hielt stand. Qua meines Amtes habe ich mehr rührselige Geschichten auf Lager als sie! Dann schwang sie die Manipulationskeule. Versuchte, mich in ihre Krallen zu bekommen. Bot mir zwei gesamtheitliche Behandlungen an. Pervers wie die Mediziner, die Sterbenden in den letzten Lebenswochen noch eine Chemo verordnen. Gierig. Zum Glück bin ich so gesund, dass ich auf meinen rebellierenden Bauch höre. Allein bei der Vorstellung, die Hände dieser Person könnten meine Haut berühren, wurde mir übel und ich bekam einen juckenden Ausschlag, beginnend an den Unterarmen, sich in die Achselhöhlen hocharbeitend. Hellsichtig, wie ich nun einmal bin im momentanen Zustand der totalen Erschöpfung, inmitten des totalen Chaos, erkannte ich, dass diese Person nur eines im Sinn hat: das Blut aus meinen Adern zu saugen! Vampirismus.
Ich glaube, man nennt solche Beziehungen toxisch. Nicht selten enden sie tödlich.
Ich bin aber weder krank noch in einer hoffnungslosen Situation, sondern ganz im Gegenteil auf dem besten Weg! Ich praktiziere seit Jahren mein Morgenqigong to balance energies and heal sickness. Zur Zeit bei Sonnenaufgang im Garten unter der Edelkastanie. Dabei befolge ich täglich jede Ansage: feel greatful to your body ... feel greatful to your five inner organs, to your liver, your heart, your spleen, your lungs, your kidneys. Zum Schluss, während des relaxing sagt mein buddhistischer Mönch auf der anderen Seite der Erdkugel etwas schläfrig: If you feel any pain in the body ... then ... then you just send love ... and peace, ... healing energy to that area.
Ich bin auf dem Weg nach Lalitpur und lehnte im letzten Moment das Ansinnen einer deutschen Unfallchirurgin ab. Derweil sitze ich weiterhin auf meinen lumpigen alten Möbeln.
Juli 13, 2024
word warriors
Ich höre eine Sendung über Nepalesische Autorinnen und darin immer wieder das Wort "home ...".
Der Sender zeigt im Internet zu seinem Programmpunkt ein Symbolbild, das nichts mit dem Inhalt des Themas - "Literatur", "Aus weiblicher Sicht" - zu tun hat. Nicht einmal symbolisch! Das Bild präsentiert, wie so oft, werbewirksam dem [männlichen] Betrachter das ästethisch ansprechbar Weibliche.
Yukta Bajracharya gehört zu den Gründerinnen der Word Warriors Nepal. Hier besingt sie ihr "Home" nicht im deutschen Radio sondern in ihrem Heimatland. Das Zuhause verortet sie literarisch ausgerechnet dort, wo ich kürzlich ein paar Tage verbracht habe. Auf meinen täglichen Spaziergängen durchschritt ich es immer wieder. Patan Durbar Square. Ein Touristenhotspot. Laut, heiß, staubig. Umringt von Taxifahrern auf 4 oder 2 Rädern, die alle nicht glauben wollten, dass ich meinen Weg lieber zu Fuss fortsetze. Unesco World Heritage Site. Erbaut einst von Newar People im Newar Style. 2015 vom Erdbeben stark beschädigt. In der Zwischenzeit von zeitgenössischen Arbeitern wieder hergerichtet.
Auf mich wirkt Yukta Bajracharyas Gedicht "Home" seltsamerweise so, als müsste ich mein home auf die Rütliwiese am Urnersee projizieren.
Juli 11, 2024
Währungsreform
Meine neue Währung heißt: DHL-Paket. 20 Kilo von Deutschland nach Nepal spedieren lassen. Kürzlich bekam ich ein Honorar für eine Lesung. Das waren 2 DHL-Pakete. Gestern verschenkte ich meine chinesischen Teetassen. Weil sie jemandem gefielen und ich sie nicht mehr brauche - ergo: ein DHL-Paket gespart. Heute versilberte ich das Silberbesteck. Verscherbelte ein paar weitere Kleinigkeiten aus Gold und Silber. Das ergab ein weiteres DHL-Paket. Hätte ich den Trauring meines Großvaters väterlicherseits, den die Großmutter nach seinem frühen Tod zu einem Schmuckring mit seinen verschlungenen Initialen obendrauf und mittendrin - statt Edelstein sozusagen - ummodellieren ließ, auch verscheuert, hätte ich mir noch ein DHL-Paket gesichert.
Ich entschloss mich spontan, den Ring zu behalten. Oder zumindest eine Nacht mit dem Ring auf dem Nachttisch (an den Finger passt er nicht mehr) über die Angelegenheit zu schlafen. Denn: Ich bin die einzige, auf die die Initialen noch irgendwie zutreffen. Wiegt dieser Umstand zwanzig Kilo Dehael auf?
Juli 08, 2024
floods and landslides
Monsoon in Nepal. Sturzfluten, Überschwemmungen, Erdrutsche. Der Bagmati verlässt an vielen Stellen sein Bett, ua hat er den Kanti Highway über- und unterspült. Lalitpur steht unter Wasser.
Juli 07, 2024
Sackgasse
Ich lese, dass "Streben nach Erfolg, Macht, Besitz" im Lamaismus nicht "als natürliche menschliche Aktivität, sondern als Sackgasse des Denkens" gilt. Die Sackgasse des Denkens! Mir scheint seit ein paar Jahren, ich sei in der Sackgasse des Handelns angekommen. Weil ich rundum an Mauern stoße. An sichtbare und unsichtbare Mauern, an zumeist schmerzhaft harte, undurchdringliche. Es sind Mauern der Nachbarn, die ihre Hintergärten einzäunen und die Vorgärten zupflastern. Es sind die Mauern fehlender Träume und mangelnder Vorstellungskraft. Es sind die Sackgassen des Denkens der Anderen, die mich abkapseln und mir die Luft zum Atmen rauben.
Auch am unendlich weiten, unverstellten Horizont am Wattenmeer tut sich mir keine andere Dimension auf. Ich gab mein Bestes, versuchte, sie schreibend heraufzubeschwören, einzufangen, aus dem kopfstehenden Apheev hervorzuholen und zu öffnen. Wenigstens literarisch! Vergeblich! Den Text versteht kein Mensch! Umgekehrt präsentieren mir alle Menschen, die ich am Deich antreffe, ihre unermessliche Gier. Sie reden davon, wo sie den nächsten Urlaub verbringen werden und wie teuer alles geworden sei. Das Eis, die Krabben, der Strom, das Benzin und das Parken!
"Nach buddhistischer Auffassung", lese ich weiter, sei alles "was einer im Leben an äußeren Ehren, an Macht, Einfluß und materiellem Besitz erlangen kann" im Zeitpunkt das Todes "nur eine Belastung".
Juli 05, 2024
Klammern
Erstens danke ich meinem Nachbarn, der gestern - kaum zurück aus seinem mehrwöchigen Urlaub - meinen sperrigen Krempel hier eingeladen, durch die Stadt gefahren und beim Gemeindehilfswerk der Kirche wieder ausgeladen hat.
Zweitens könnte ich jetzt, nach Bügelbrett, Wäsche- und Kleiderständer, eigentlich auch die Klammern entsorgen. Die Wäscheklammern aus buntem Plastik, das (oder die?), wie allgemein bekannt, dem Lauf der Zeit nicht standhält, sondern mürbe wird, materialmüde und in der Hand zerbröselt. Die Holzwäscheklammern bleiben vorerst im Dienst. Die Waschmaschine steht noch, und geht noch. Natürlich werde ich das eine oder andere Mal noch Wäsche zum Trocknen aufhängen müssen. Dazu sind Leinen draußen, vor der halben Garage, sowie drinnen, in der halben Garage vorne und in der halben Garage hinten, kreuz und quer gespannt. Eine ganze Garage brauchte und hatte ich nie.
Drittens höre ich sofort auf zu klammern. Mich an Dingen festzukrallen, die diesen Würgegriff nicht verdienen. Nur etwas, habe ich eben beim Kochen beschlossen, nehme ich aus der Küche mit: Meine kleine japanische Keramikingwerreibe. Vor Jahren, Jahrzehnten in Berlin Moabit in einem winzigen, vom Boden bis zur Decke mit unabdingbaren Gegenständen des täglichen Bedarfs gefüllten, schon damals anachronistischen Haushaltwarengeschäft an der Turmstrasse erstanden.
Juli 04, 2024
Falten
Ich habe das Bügelbrett verschenkt. Dazu das Bügeleisen, einen halben Kanister sterilisiertes Wasser, diverse Bügelhilfen für Hemdenärmel und Blusenschultern, Gitternetzbügeltücher für Seide und gegen Glanzstellen, Bügelhandschuhe gegen Verbrennungen. Ich werde nicht mehr bügeln.
Ich habe die Nähmaschine verschenkt. Dazu mein ganzes Nähkästchen, Nähnadeln, Stopfnadeln, Stricknadeln, Häkelnadeln, Stopfgarn und Baumwollfäden in allen erdenklichen Farben und Stärken. Ersatzknöpfe in allen erdenklichen Formen und Größen. Sowie die Schneiderinnenscheren meiner Mutter. Ich werde nicht mehr nähen.
Ich habe die Wäscheständer und den Kleiderständer verschenkt. Dazu alle Holzkleiderbügel. Die Kunststoff- und Plastikkleiderbügel versenkte ich schon vor Wochen in die neue gelbe Werststofftonne, die von meiner Großmutter einst liebevoll umhäkelten übergab ich dem Altkleidercontainer. Ich werde nichts mehr lüften, oder zum Trocknen aufhängen. Ich werde nur noch falten.
Und packen.