Mein Zug aus Basel ist eine halbe Stunde verspätet. Wir treffen uns in Hamburg am Hauptbahnhof und laufen einmal quer über die Hauptstraße. Wir setzen uns in die Lobby eines Hotels. Der Ruhe wegen. Die Café-Bar ist noch nicht geöffnet, aber wir werden trotzdem bedient. Mir ist schwindelig. Mir fehlt jetzt schon der feste Boden unter den Füßen und ich bin zwei Tage fast nonstop Zug gefahren. Kreuz und quer durch die Schweiz und einmal Süd-Nord-Achse Deutschland. In den letzten drei Wochen, berichte ich, habe ich den Dithmarscher Dachboden von allem Papier befreit, aber mit keinem Menschen gesprochen. Bis Weihnachten, schätze ich vorsichtig, stehe ich das voraussichtlich durch.
Oktober 30, 2023
Oktober 23, 2023
Sackgassen
W. schreibt, ich hätte ihn zum Nachdenken gebracht. Ich frage mich, was ich auf Normalnull an der Nordsee noch soll und er fragt sich, was ihn eigentlich in Hamburg hält?
Also auf nach Lalitpur?
Oktober 18, 2023
Namen
Ich muss ganz neue Namen lernen. Natasza schreibt vom Erdbeben 2015. Vom Frühling. Von Magnolien, Hibisken, Rhododendren ... vom Pittoresken der Armut. Vom langen Weg nach Hause. Von der Quelle und ihrem Fluss. Vom Urspung und seiner Spur.
Na(ch) Lalitpur ist mein Ausweg. Na Lalitpur wäre polnisch. Ein Schlachtruf à la Na Berlin ... Auf nach Berlin. Nach Lalitpur hingegen eindeutig deutsch. ch ist Schweiz. Auch in Klammern und winzigklein.
Oktober 13, 2023
TAM
Ich war noch nie in Nepal. Ich kenne Nepal nur aus der Sicht und den Worten von Natasza Goerke. Ich schreibe sie an, nach so vielen Jahren. Ob sie sich an mich erinnere. Sie erinnert sich an mich, sei in Sikkim, auf dem Weg nach Bhutan, dann nach Nepal. Ich bin auf der Suche nach ihrem Buch, "Tam". Finde es schließlich in meinem Bücherregal unter G wie Goerke. Schreibe noch einmal. TAM jest TU!
Oktober 09, 2023
Floh
Wer hat wem den Floh ins Ohr gesetzt?
Ich: da hast Du mir einen schönen Floh ins Ohr gesetzt ... ich würde hier sofort alles aufgeben, das Haus räumen und verkaufen, und in eine Hütte in Nepal ziehen (nicht unbedingt in Kathmandu). Wenn ich mir das so überlege, bin ich Dir immer blind überallhin gefolgt.
Du: na sowas, mit dieser E-Mail hatte ich nicht gerechnet. Wir ziehen nach Nepal, well, why not?
Oktober 07, 2023
Sabai Jai
Auf der Rückfahrt vom Literaturfestival, ohne Umsteigen von Weinheim bis Itzehoe. Bequem und dösig. Vor der Abreise aber, noch im Hause meines Verlegers, kurze Aufregung: wo ist mein Meldorfer Schlüssel? Wir beschließen, dass es der Schlüssel nicht wert ist, den Zug ohne mich fahren zu lassen. Mein "Handschlag der Tide" feierte vorgestern Premiere in der Kunstwerkstatt und seither ist alles klar. Bei der heutigen Preisverleihung werde ich würdig vertreten. Mein Text "Achtung Rutschgefahr" ist in die Acht der Hoffnung aufgenommen worden. Die restlichen Sieben lese ich auf der Fahrt.
Statt dass ich in Hamburg aussteige, steigt W. zu. Statt dass wir im Altonaer Gewusel herumirren, essen wir beim Thai am Bahnhof in Itzehoe. Freundlich und warm. Scharfen Tintenfisch. Weckt alle Geister. Vor dem Tee ertaste ich zwischen der Schmutzwäsche im Koffer den ledernen Schuhschlüsselanhänger. Ziehe erleichtert den Schlüssel zu meinem Haus hervor.
W. erzählt von einem Projekt in Kathmandu. Und mir entfährt es spontan: "Da komme ich mit!"